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DOI: 10.1055/s-0037-1618788
Geschlechtsabhängige Einflüsse von Übergewicht auf Hirnfunktion und -struktur
Sex-related influences of obesity on brain function and structurePublication History
Publication Date:
22 December 2017 (online)

Zusammenfassung
Genetische, endokrinologische, kulturelle und soziale Faktoren bewirken bei der Entstehung und Ausprägung der Adipositas umfassende Geschlechterunterschiede. Diese lassen sich sowohl in allgemeinen als auch essensspezifischen Verhaltensmerkmalen erkennen.
Das Geschlecht beeinflusst die globale und regionale Hirnstruktur bei normal- und übergewichtigen Menschen. Adipositasbedingte Abweichungen betreffen vor allem das Belohnungssystem (orbito- und präfrontaler Kortex, Corpus striatum). Funktionelle Geschlechterunterschiede erfassen alle Regulationsebenen, auch die homöostatische. Geschmacksund Geruchsreize werden bei Männern und Frauen regional und graduell unterschiedlich verarbeitet. Hedonische Nahrungsreize sprechen besonders bei adipösen Frauen die Belohnungsareale des Gehirns stärker an und können durch die Regionen der Verhaltenskontrolle (OFC, PFC) weniger effizient abgeschwächt werden.
Dies gibt Anlass dazu, die Adipositas bei Männern und Frauen auf homöostatischer und hedonischer Ebene differenziell zu betrachten und zu therapieren. Nicht ausreichend berücksichtigte Geschlechterunterschiede bei Adipositas könnten die potenzielle Ursache diskrepanter Forschungsergebnisse sein.
Summary
Genetic, endocrinological, cultural and social factors contribute to sex differences in the pathogenesis and phenotype of obesity. Those differences exist in general as well as in eating-related behavior.
Brain structure is globally and regionally affected by sex in normal- and obese subjects. Obesity-related differences are regularly found within the reward system (orbitofrontal and prefrontal cortex, corpus striatum). Functional sex differences can be detected in all segments of eating behavior regulation, including the homeostatic level. In men and women, gustatory and olfactory stimuli are processed in different intensity and in incongruent regions. Hedonic food stimuli have the strongest effect on the reward system in obese females. In this subgroup, the inhibitional capability of brain regions related to behavioral control (OFC, PFC) seems to be impaired.
These results imply to treat obesity in men and women differentially, also with regard to homeostatic and hedonic levels of control. Sex differences in obesity research are more than a confounding side effect. They could possibly explain plenty of inconsistent study results.
Die Literatur zu diesem Artikel finden Sie online unter www.adipositas-journal.de