Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2008; 02(01): 11-18
DOI: 10.1055/s-0037-1618618
Adipositaschirurgie
Schattauer GmbH

Laparoskopische Schlauchmagenbildung in der Behandlung der morbiden Adipositas

Laparoscopic sleeve gastrectomy in the treatment of morbid obesity
R. A. Weiner
1   Chirurgische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. R. A. Weiner), Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt/Main
,
G. Weigand
1   Chirurgische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. R. A. Weiner), Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt/Main
,
S. Weiner
1   Chirurgische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. R. A. Weiner), Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt/Main
,
S. Theodoridou
1   Chirurgische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. R. A. Weiner), Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt/Main
,
I. Pomhoff
1   Chirurgische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. R. A. Weiner), Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt/Main
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Publication Date:
28 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

Die Zunahme der morbiden Adipositas und insbesondere der extremen Formen (super-obese patients) mit einem BMI >50 kg/m2 verlangt nach einer operativen Behandlung und der Suche nach Verfahren, die in diesen Fällen eine Gewichtsreduktion mit niedriger Morbidität erlauben. Die Schlauchmagenbildung (SMB; engl.: sleeve gastrectomy [SG]) war ursprünglich zur biliopankreatischen Diversion (BPD) und dann zum Duodenalswitch (DS) im Jahre 1988 hinzugefügt worden. Erstmalig wurde die SG 1999 als Teil des DS und dann eigenständig 2000 laparoskopisch durchgeführt. Mit der Erfahrung des Gewichtsverlusts bei den ersten Patienten stieg das Interesse an diesem Verfahren als eigenständige OP. Vorteile der SMB wurden gesehen in der niedrigen Komplikationsrate, der Vermeidung von Implantaten, der Aufrechterhaltung der physiologischen Nahrungspassage, der Vermeidung einer Malabsorption und der Möglichkeit der Konversion zu allen anderen OPVerfahren. Die Reduktion der Ghrelin-produzierenden Magenmasse kann eine Ursache für eine Überlegenheit gegenüber allen anderen pur restriktiven Verfahren darstellen. Ungeachtet dessen sind Langzeitstudien notwendig, um die SMB als eigenständige bariatrische OP einzuführen, wie sie sich bereits im Stufenkonzept für Hochrisikopatienten als erster Schritt, gefolgt von einem Magenbypass oder DS, etabliert hat. Die Zwei-Schritt-Therapie der SMB mit nachfolgendem Magenbypass oder BPD ist sicher und effektiv. Die Effizienz der SMB für Patienten mit einem BMI <50 kg/m2 und die Inzidenz von Dilatationen des Magenschlauches sind noch nicht ausreichend untersucht. Die postoperative Morbidität und Mortalität sind noch nicht endgültig ermittelt und möglicherweise auf die noch nicht standardisierte operative Technik zurückzuführen. Der Verlust an Übergewicht ist signifikant größer, wenn eine Kalibration des Schlauchmagens vorgenommen wurde. Ein entferntes Magenvolumen <500 ml scheint mit einem potenziellen erneuten Gewichtsanstieg verbunden zu sein. Die SMB kann sicher und mit guten Ergebnissen hinsichtlich Gewichtsverlust und Lebensqualität in ein bariatrisches Programm integriert werden. Die SMB kann den ersten Schritt vor einem Magenbypass oder DS darstellen, bei guten Langzeitergebnissen auch ein singuläres Verfahren sein. Die OP-Methode sollte als eine chirurgische Option eingeführt und ihre exakte Anwendung durch weitere Studien definiert werden. Nachuntersuchungen werden notwendig sein, um die Langzeitergebnisse zu evaluieren.

Summary

The rising prevalence of morbid obesity and the increased incidence of super-obese patients (BMI >50 kg/m2) seeking surgical treatments has led to the search for surgical techniques that provide adequate EWL with the least possible morbidity. Sleeve gastrectomy (SG) was initially added as a modification to the biliopancreatic diversion (BPD) and then combined with a duodenal switch (DS) in 1988. It was first performed laparoscopically in 1999 as part of a DS and subsequently done alone as a staged procedure in 2000. With the revelation that patients experienced weight loss after SG, interest in using this procedure as a bridge to more definitive surgical treatment has risen. Benefits of SG include the low rate of complications, the avoidance of foreign material, the maintenance of normal gastro- intestinal continuity, the absence of malabsorption and the ability to convert to multiple other operations. Reduction of the ghrelin-producing stomach mass may account for its superiority to other gastric restrictive procedures. Nonetheless, long-term studies are necessary to see if it is a durable SG as the sole bariatric operation has been reported for high-risk super-obese patients or as first-step followed by Roux-en-Y gastric bypass (RYGBP) or DS in super-obese patients. The staging concept of laparoscopic sleeve gastrectomy (LSG) followed by LRYGBP or BPD is a safe and effective surgical approach for high-risk patients seeking bariatric surgery. The efficacy of LSG for morbidly obese patients with a BMI of <50 kg/m2 and the incidence of gastric dilatation following LSG have not yet been investigated. The postoperative morbidity and mortality are cause for concern, and possibly are related to non-standardized surgical technique. The percentage of EWL is significantly higher for patients who underwent LSG with tube calibrations. A removed gastric volume of <500 cc seems to be a predictor of failure in treatment or early weight regain. LSG can be integrated safely into a bariatric treatment program with good results in terms of weight loss and quality of life. LSG can be a first-step procedure before gastric bypass or DS, or a one-step restrictive procedure if long-term results are good. LSG should be considered as a surgical option in the bariatric field, but further studies are needed to determine its exact use. Follow-up will be necessary to evaluate long-term results.

Am 28. Januar 2008 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit und einen Tag vor seinem 41. Geburtstag der Chirurg Ingmar Pomhoff. Er war maßgeblich am Aufbau des Kompetenzzentrums für Übergewicht und Adipositas am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt a.M. beteiligt. Über seinen endoskopischen Schwerpunkt in der Adipositaschirurgie hat er viele Vorträge gehalten und war für die Patienten ein vertrauensvoller Partner noch über viele Jahre nach der Operation. Mitarbeiter und Patienten werden ihn in ehrendem Gedenken behalten.