Kinder- und Jugendmedizin 2005; 5(06): 304-308
DOI: 10.1055/s-0037-1617879
Psychosomatik
Schattauer GmbH

Einfluss psychosozialer Faktoren auf Entstehung und Folgen von Brandverletzungen im Kindesalter

Impact of psychosocial parameters on risk and consequences of burn trauma in childhood
Andreas Merkenschlager
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Thomas Nicolai
2   Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München (Direktor: Prof. Dr. med. D. Reinhardt)
,
Karl Reiter
2   Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München (Direktor: Prof. Dr. med. D. Reinhardt)
,
Jürgen Epple
3   Klinischer Psychologe München
,
Christoph Förster
4   Em. Vorstand, Abt. für Neuropädiatrie, Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingegangen: 17 August 2005

angenommen: 29 September 2005

Publication Date:
11 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Die medizinische Therapie von schwer brandverletzten Kindern hat in den letzten Jahren das überleben von Patienten mit immer ausgedehnteren Traumata ermöglicht. Ein erheblicher Prozentsatz von Patienten verlässt das Krankenhaus mit entstellenden Narben und Funktionseinbußen. Für brandverletzte Kinder existieren nur spärliche Daten zu psychologischen Folgeproblemen. Deshalb wurden die Patienten prospektiv mit der Frage verfolgt, wie sich schwerere Verbrennungstraumata auf die psychosoziale Befindlichkeit von Kindern und deren Eltern auswirken.

Retrospektiv wurde die Korrelierbarkeit zwischen psychosozialen Merkmalen und Traumarisiko sowie Traumaschwere untersucht.

Schwere Verbrennungstraumata führen zu einer Steigerung der Prävalenz psychischer Störungen um das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu gesunden Kontrollpopulationen. Die familiäre Konstellation hat Effekte auf die Schwere der Verbrennung, die Adaptation nach Trauma, die Langzeitcompliance und das Maß der elterlichen Belastung.

Unsere Daten argumentieren für fachgerechte psychologische Begleitung der Patienten. Die anamnestischen Daten zur Familiensituation müssen möglichst genau erhoben werden, weil sie Rückwirkungen auf die psychologische Prognose und die Compliance haben.

Summary

Because of improvements in burn trauma care, survival of increasingly extended skin burns has been made possible. A significant percentage of patients is discharged from hospital with disfigurement and loss of function. This fact contrasts with the lack of data concerning psychosocial consequences of burn traumata. Therefore, patients were prospectively followed to determine the effect of burn trauma on well-being in children and their parents. Additionally the histories were analysed with respect to a possible correlation between psychosocial features and risk for or extend of burn trauma.

Severe burn traumata multiply the prevalence of psychic disturbances by the factor of three to four, compared to control data in healthy children. Characteristics of family constellation influence extend of burn trauma, coping strategies, and long-term compliance.

Our data underscore the importance of professional psychological surveillance and support of patients. The family history offers clues to the prognosis for successful coping and compliance with treatment schedules.