Kinder- und Jugendmedizin 2004; 04(01): 1-7
DOI: 10.1055/s-0037-1617808
Kinder- und Jugendpsychologie
Schattauer GmbH

Schlafen, Schreien, Füttern – Verhaltensregulationsstörungen in der frühen Kindheit

Sleeping, crying, feeding – regulatory disorders in infancy
Peter Hiermann
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Doris Hückel
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Petra Nickel
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Theda Ohlenbusch
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Wieland Kiess
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Andreas Merkenschlager
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
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Publication Date:
12 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Regulationsstörungen in den ersten drei Lebensjahren in Form von chronischer Unruhe, exzessivem Schreien, Schlafstörungen, Fütterstörungen sowie exzessivem Trotzen sind in der pädiatrischen Praxis häufig. 20-29% der Kinder im ersten Lebensjahr leiden unter chronischer Unruhe und unstillbarem Schreien (1). Aufgrund von Forschungsergebnissen und den Erfahrungen in so genannten Schreiambulanzen wird deutlich, dass es sich bei diesen Problemen um multifaktoriell bedingte Störungen der Eltern-Kind-Interaktion handelt. Diese erfordern eine interaktionszentrierte, das psychosoziale Umfeld der Familie einbeziehende, Herangehensweise. Auf diesem Weg sind meist unkompliziert und ökonomisch Lösungen zu finden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen interaktionszentrierten Erklärungsansatz für frühkindliche Regulationsstörungen vorzustellen und die Anwendung in Diagnostik und Therapie zu beschreiben. Weiterhin soll über die Wirksamkeit der Interventionen berichtet werden und Regulationsstörungen im Kontext von Vernachlässigung und Misshandlung – nach Schätzungen sind über die Hälfte der misshandelten Kinder in Deutschland Säuglinge oder Kleinkinder (2) – betrachtet werden.

Summary

In the paediatrician´s practice, regulatory disorders in the first three years in terms of fussing, excessive crying, sleep disorders and feeding disorders are common. 20-29% of infants in their first year suffer from chronic fussing and unappeasable crying (1). Due to results from research and of experiences in counselling we know that these problems are disorders in the infant-parent-interaction caused by multifactoral problems. They require interaction-centered interventions covering the whole psychosocial environment of the family. In this way it is usually possible to find easy and economic solutions. The objective of this article is to present an interaction-centered approach for explaining regulatory disorders in infancy and describe the use of this theory in diagnostics and therapy. Furthermore, we want to focus attention on the effectiveness of intervention and mention regulatory disorders in the context of neglect and maltreatment. In fact it should be remembered that more than half the children in Germany who are maltreated, are infants and toddlers, according to estimations (2).