Mittel- und langfristige Nachsorge nach Unglücksfällen und Katastrophen

Zusammenfassung

Mitarbeitende der Notfallseelsorge werden bei plötzlichen Todesfällen gerufen, bei denen mit Belastungsreaktionen bei Betroffenen zu rechnen ist: Einsatzindikationen der Notfallseelsorge sind der Tod im häuslichen Bereich, das Überbringen von Todesnachrichten (in Kooperation mit der Polizei), Tod und schwere Verletzungen von Kindern, Unfälle, Brände, Suizid und Gewaltverbrechen. Zudem gehören auch Großschadensereignisse wie der Tsunami im Dezember 2004 zu den Lagen, in denen Notfallseelsorge tätig wird. Im Projekt „hoffen bis zuletzt“, das in Kooperation von DRK und Notfallseelsorge Anfang 2005 anlief, wurden Angehörige von Vermissten und Überlebende der Katastrophe zu Treffen eingeladen, die zum Aufbau von Kontakten und Netzwerken unter den Betroffenen beitrugen. Aus den Erfahrungen der mittel- und langfristigen Begleitung von Betroffenen ergeben sich wertvolle Erkenntnisse auch für Maßnahmen in der Akutphase, die dazu beitragen können, sekundäre, also zusätzliche Belastungen zu vermeiden.

Summary

A project of the German Red Cross and the Protestant Church of the Rhineland was set up to support people who or survived the Tsunami of 2004, or were missing relatives after the disaster without having any information about their fate. In a mid-term project they were invited by the German Red Cross and the Protestant Church to attend meetings for Tsunami-affected people which were organized in many regions of Germany. In those meetings they got information and support by teams with various competences: The teams featured mainly psychologists, Crisis Intervention professionals, Pastors and Chaplains engaged in Spiritual Care. In 2005 over 30 meetings for missing relatives and survivors of the Tsunami-disaster were organized. In the sense of a middle-term care scheme the project supported Tsunami-affected people within the first year after the disaster and facilitated a come together with others suffering in a similar way. The experiences and lessons learned on this project can lead to a better perspective and management for the specific needs in the acute phase after disasters and other occasions for spiritual care.

Schlüsselwörter

Katastrophennachsorge - Notfallseelsorge - Angehörigentreffen - Unglücksorte

Keywords

Spiritual care - psychosocial support after disasters - meetings of disaster-affected people - memorial places

^* Manuskript für die Bochum-Essener-Psychiatriegespräche März 2015, Bearbeitung vom 26.11.2015

• Literatur

• 1 Müller-Lange J, Rieske U, Unruh J. (Hrsg.). Handbuch Notfallseelsorge. 3. Aufl.. Edewecht: 2013
• 2 Roberts SB, Ashley WWC. (Hrsg.). Disaster Spiritual Care, Practical Clergy Responses to Community, Regional and National Tragedy. 3. Aufl.. Woodstock, Vermont: SkyLight Paths Publishing; 2015
• 3 Rieske U. (Hrsg.). Wenn die Not Worte verschlingt. 5. überarb. Aufl.. Pfalzfeld: Kontrast-Verlag; 2012: 24ff. und 66ff
• 4 van der Heyden B. Überbringen von Todesnachrichten – vom Umgang mit schmerzlichen Wahrheiten. In: Müller-Lange Rieske. Unruh, Handbuch Notfallseelsorge. 2013: 120-124
• 5 Ev. Militärdekanat Kiel. (Hrsg.). Überbringen einer Todesnachricht, Conveying a message of death. 2. Aufl.. Schleswig: Schleswiger Druck- und Verlagshaus; 2008
• 6 Karutz H. Kinder in Notfällen: Psychische Erste Hilfe und Nachsorge. Edewecht: Stumpf und Kossendey; 2008
• 7 Karitz H. Notfallpädagogik: Konzepte und Ideen. Edewecht: Stumpf und Kossendey; 2011
• 8 Paul C. Warum hast du uns das angetan? Ein Begleitbuch für Trauernde, wenn sich jemand das Leben genommen hat. Gütersloh: 2012
• 9 Kroner L. Gewaltopfer. In: Müller-Lange Rieske. Unruh. Handbuch Notfallseelsorge. 2013: 153-159
• 10 Schnibben C. Tsunami: Geschichte eines Weltbebens. Hamburg: Spiegel; 2005
• 11 Schaper M. (Hrsg.) Tsunami – Der Tod aus dem Meer 26. Dezember 2004 – Protokoll einer Jahrhundertkatastrophe. Hamburg: Geo Epoche; 2005: 16
• 12 Müller-Lange J. Seelsorge unter den Bedingungen einer Katastrophe. In: Müller-Lange Rieske. Unruh. Handbuch Notfallseelsorge. 2013: 245ff
• 13 Waterstraat P. Hilfen für Helfer im Auslandseinsatz. Münster: 2013
• 14 Krabs-Höhler H, Müller-Lange J. (Hrsg.). Hoffen bis zuletzt“, Seelsorgliche Begleitung und psychosoziale Unterstützung für Angehörige nach dem Tsunami vom 26. 12. 2004, unter Mitarbeit von J Unruh, U Rieske, C Scholl. Frankfurt: 2006
• 15 Rieske U. Von der Annahme des Unfassbaren, Seelsorgliche Erfahrungen im Projekt „hoffen bis zuletzt“ nach dem Tsunami 2004. in: Kinzig W, Reindorf Th. Katastrophen – und die Antworten der Religionen (Studien des Bonner Zentrums für Religion und Gesellschaft 7). Würzburg: Ergon Verlag; 2011: 157-172
• 16 Rieske U. Das Angebot zum Jahrestag des Seebebens. In: Krabs-Höhler Müller-Lange. „hoffen bis zuletzt“. Frankfurt: Verlag für Polizeiwissenschaft; 2006: 50ff
• 17 Joachim-Storch D. (Hrsg.). In großer Not, Gottesdienste nach traumatischen Ereignissen. Frankfurt: Zentrum für Verkündigung der EKHN; 2014
• 18 Teuffel J. Im Angesicht der Katastrophe, Öffentliche Trauer- und Bittgottesdienste, Elemente, Modelle, Materialien. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus; 2012
• 19 Rieske U. „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Mk 10, 51). Bedürfnisse von trauernden Angehörigen aus der Sicht der Notfallseelsorge. Pastoraltheologie 2014; 103: 47ff.