Fragestellung:
Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, stellen eine Hochrisikogruppe dar und
entwickeln häufig im Laufe ihres Lebens selbst eine psychische Erkrankung. Eine wirkungsvolle
Prävention erscheint also für diese Kinder besonders wichtig. Der Inanspruchnahme
entsprechender Hilfen stehen die Familien jedoch eher skeptisch gegenüber (Präventionsdilemma).
In einer Interviewstudie wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle Stigmatisierungserfahrungen
und -ängste sowie Selbststigmatisierungsprozesse aus der Sicht der Familien für die
Hilfesuche spielen.
Methode:
Im Rahmen der qualitativen Interviewstudie wurden 18 Familien interviewt, in denen
mindestens ein Elternteil an einer depressiven Erkrankung litt. Die Transkripte der
Interviews wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse:
Es zeigte sich, dass insbesondere die Eltern dem wahrgenommenen öffentlichen Stigma
eine große Bedeutung für die Hilfesuche beimaßen, den Kindern dies eher selten bewusst
war. Selbststigmatisierungsprozesse scheinen aber sowohl bei Eltern als auch bei Kindern
eine Rolle bei der Hilfesuche zu spielen.
Schlussfolgerungen:
Dem Thema Stigma sollte bei der Planung und Implementierung von (präventiven) Behandlungsangeboten
besondere Beachtung geschenkt werden und Kinder mit psychisch erkrankten Eltern hinreichend
aufgeklärt werden, um (Selbst-)Stigmatisierungsprozessen entgegenzuwirken.