Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605733
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stigma und Hilfesuche – die Perspektive von Familien mit psychisch erkranktem Elternteil

P Wahl
1   Katholische Hochschule NRW, Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie, Paderborn, Paderborn
,
A Lenz
1   Katholische Hochschule NRW, Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie, Paderborn, Paderborn
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, stellen eine Hochrisikogruppe dar und entwickeln häufig im Laufe ihres Lebens selbst eine psychische Erkrankung. Eine wirkungsvolle Prävention erscheint also für diese Kinder besonders wichtig. Der Inanspruchnahme entsprechender Hilfen stehen die Familien jedoch eher skeptisch gegenüber (Präventionsdilemma). In einer Interviewstudie wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle Stigmatisierungserfahrungen und -ängste sowie Selbststigmatisierungsprozesse aus der Sicht der Familien für die Hilfesuche spielen.

Methode:

Im Rahmen der qualitativen Interviewstudie wurden 18 Familien interviewt, in denen mindestens ein Elternteil an einer depressiven Erkrankung litt. Die Transkripte der Interviews wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse:

Es zeigte sich, dass insbesondere die Eltern dem wahrgenommenen öffentlichen Stigma eine große Bedeutung für die Hilfesuche beimaßen, den Kindern dies eher selten bewusst war. Selbststigmatisierungsprozesse scheinen aber sowohl bei Eltern als auch bei Kindern eine Rolle bei der Hilfesuche zu spielen.

Schlussfolgerungen:

Dem Thema Stigma sollte bei der Planung und Implementierung von (präventiven) Behandlungsangeboten besondere Beachtung geschenkt werden und Kinder mit psychisch erkrankten Eltern hinreichend aufgeklärt werden, um (Selbst-)Stigmatisierungsprozessen entgegenzuwirken.