Fragestellung:
Die „Deprivation amplification“-These konstatiert, dass sozial Deprivierte durch ihr
Wohnumfeld eine zusätzliche (– nämlich strukturelle –) Benachteiligung erfahren und
sich somit soziale und gesundheitliche Ungleichheiten noch verstärken. Aus den USA
ist etwa ein positiver Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus von Quartieren und der
Versorgung mit Spielplätzen gut belegt. Jedoch beschränken sich diese Befunde auf
Nordamerika und quantitative Indikatoren (z.B. die Spielplatzdichte). Diese gesundheitsgeographische
Studie untersucht erstmals die „Deprivation amplification“-These hinsichtlich der
Qualität des Spielplatzangebotes einer typischen deutschen Großstadt.
Methoden:
Im Herbst 2016 wurden sämtliche Spielplätze der Stadt Mannheim im Rahmen systematischer
Audits aufgesucht. Lage, Gesamteindruck, Attraktivität und Sauberkeit wurden anhand
etablierter und validierter Scores bewertet, mittels eines Geographischen Informationssystems
digitalisiert und mit kontextuellen Statusindikatoren auf Mesoebene verknüpft. Mit
geographisch gewichteten Regressionen (GWR), welche im Vergleich zu linearen Regressionen
die räumliche Variation der Parameterschätzer berücksichtigt, wurde die Assoziation
zwischen Spielplatz- und Sozialindikatoren, wie z.B. SGBII-, Arbeitslosen- und Alleinerziehendenquote
untersucht.
Ergebnisse:
Im 316.000 Einwohner und 145 km2 umfassenden Stadtgebiet wurden 271 Spielplätze identifiziert. Im Rahmen der GWR ließ
sich weder für den Gesamteindruck, noch für Attraktivität und Sauberkeit der Spielplätze
eine eindeutige Assoziation mit Sozialindikatoren belegen. Differenzierte kartographische
Darstellungen zeigten innerhalb des Stadtgebietes deutliche und räumlich begrenzte
Assoziationen, die in einigen Regionen stark positiv, in anderen Regionen stark negativ
ausfielen.
Schlussfolgerungen:
Das aus den USA bekannte Phänomen einer sozialräumlichen „Deprivation amplification“
ließ sich für unser deutsches Untersuchungsgebiet nicht bestätigen.