Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605654
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deprivation amplification durch strukturelle Benachteiligung – Schlechtere Spielplätze in Wohngebieten sozial benachteiligter Kinder?

S Schneider
1   Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
,
A Bolbos
2   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
,
J Feßler
3   Universität Heidelberg, Geographisches Institut, Heidelberg
,
C Buck
4   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die „Deprivation amplification“-These konstatiert, dass sozial Deprivierte durch ihr Wohnumfeld eine zusätzliche (– nämlich strukturelle –) Benachteiligung erfahren und sich somit soziale und gesundheitliche Ungleichheiten noch verstärken. Aus den USA ist etwa ein positiver Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus von Quartieren und der Versorgung mit Spielplätzen gut belegt. Jedoch beschränken sich diese Befunde auf Nordamerika und quantitative Indikatoren (z.B. die Spielplatzdichte). Diese gesundheitsgeographische Studie untersucht erstmals die „Deprivation amplification“-These hinsichtlich der Qualität des Spielplatzangebotes einer typischen deutschen Großstadt.

Methoden:

Im Herbst 2016 wurden sämtliche Spielplätze der Stadt Mannheim im Rahmen systematischer Audits aufgesucht. Lage, Gesamteindruck, Attraktivität und Sauberkeit wurden anhand etablierter und validierter Scores bewertet, mittels eines Geographischen Informationssystems digitalisiert und mit kontextuellen Statusindikatoren auf Mesoebene verknüpft. Mit geographisch gewichteten Regressionen (GWR), welche im Vergleich zu linearen Regressionen die räumliche Variation der Parameterschätzer berücksichtigt, wurde die Assoziation zwischen Spielplatz- und Sozialindikatoren, wie z.B. SGBII-, Arbeitslosen- und Alleinerziehendenquote untersucht.

Ergebnisse:

Im 316.000 Einwohner und 145 km2 umfassenden Stadtgebiet wurden 271 Spielplätze identifiziert. Im Rahmen der GWR ließ sich weder für den Gesamteindruck, noch für Attraktivität und Sauberkeit der Spielplätze eine eindeutige Assoziation mit Sozialindikatoren belegen. Differenzierte kartographische Darstellungen zeigten innerhalb des Stadtgebietes deutliche und räumlich begrenzte Assoziationen, die in einigen Regionen stark positiv, in anderen Regionen stark negativ ausfielen.

Schlussfolgerungen:

Das aus den USA bekannte Phänomen einer sozialräumlichen „Deprivation amplification“ ließ sich für unser deutsches Untersuchungsgebiet nicht bestätigen.