Protonenpumpenhemmer (PPI) werden bei Leberzirrhose trotz aufkommender Sicherheitsbedenken
häufig eingesetzt. Wie genau die Einnahme von PPI zu erhöhtem Infektions- und Mortalitätsrisiko
führt, ist weitgehend unbekannt. In dieser Studie zeigen wir einen Zusammenhang zwischen
PPI-Therapie, intestinaler Dysbiose, erhöhter Darmpermeabilität und Inflammation,
die letztendlich zu erhöhter Mortalität führen.
Das Stuhl-Mikrobiom von 87 Zirrhotikern mit und ohne PPI-Therapie wurde analysiert
um Biomarker für PPI-assoziierte Dysbiose zu identifizieren. Zusätzlich wurden Darmpermeabilitäts-
und Entzündungsmarker in Harn, Stuhl und Serum analysiert sowie klinische Daten zu
Komplikationen der Zirrhose und Überleben gesammelt. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum
betrug 37 Monate.
Patienten mit PPI zeigten eine zunehmende Oralisierung des Mikrobioms, vorwiegend
durch Veillonella parvula, ein Kommensale der Mundhöhle. Das vermehrte Auftreten dieses Keimes im Stuhl ging
mit einem signifikanten Anstieg der Darmpermeabilität (anhand von Lactulose-Mannitol-Ratio
und Saccharose-Wiederfindungsrate im Harn, sowie Zonulin im Stuhl), und der intestinalen
Inflammation (Calprotectin im Stuhl) einher. Zusätzlich zeigten Patienten mit erhöhter
Veillonella-Anzahl im Stuhl signifikant höhere Konzentrationen von sCD163 und soluble
mannose receptor im Blut, die auf eine Inflammation in der Leber hinweisen. Patienten
mit Child's A Zirrhose und PPI-Einnahme zeigten einen signifikant stärkeren Anstieg
von Child-Pugh- und MELD-Score innerhalb von sechs Monaten verglichen zu Patienten
ohne PPI-Einnahme. Das Auftreten von Komplikationen sowie das Infektions- und Mortalitätsrisiko
war bei Patienten mit Veillonellen-Dysbiose sowie bei Patienten mit PPI-Therapie signifikant
erhöht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Darm von zirrhotischen Patienten während
einer PPI-Therapie zunehmend von Bakterien aus der Mundhöhle besiedelt wird. Diese
Dysbiose geht mit Entzündungsreaktionen und einer Permeabilitätsstörung im Darm einher,
die über eine verstärkte bakterielle Translokation zu vermehrter Inflammation in der
Leber führen kann. Wir zeigen auch einen Zusammenhang dieser Veränderungen mit einer
Verschlechterung der Leberfunktion, dem Auftreten von Komplikationen und letztendlich
dem Tod der Patienten. Daher sollten die Indikationen für die Verschreibung von PPI
bei Patienten mit Zirrhose besonders gründlich geprüft werden.