Z Gastroenterol 2017; 55(05): e28-e56
DOI: 10.1055/s-0037-1603417
Hepatologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Protonenpumpenhemmer bei Leberzirrhose: Einfluss auf Dysbiose, Darmpermeabilität, Inflammation und Mortalität

A Horvath
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
F Rainer
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
M Bashir
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
B Leber
1   Medical University Graz, Graz, Austria
2   Center for Biomarker Research in Medicine (CBmed), Graz, Austria
,
B Schmerböck
1   Medical University Graz, Graz, Austria
2   Center for Biomarker Research in Medicine (CBmed), Graz, Austria
,
H Grønbæk
3   Aarhus University Hospital, Aarhus, Denmark
,
T Madl
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
P Fickert
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
P Stiegler
1   Medical University Graz, Graz, Austria
,
V Stadlbauer
1   Medical University Graz, Graz, Austria
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Publication History

Publication Date:
16 May 2017 (online)

 

Protonenpumpenhemmer (PPI) werden bei Leberzirrhose trotz aufkommender Sicherheitsbedenken häufig eingesetzt. Wie genau die Einnahme von PPI zu erhöhtem Infektions- und Mortalitätsrisiko führt, ist weitgehend unbekannt. In dieser Studie zeigen wir einen Zusammenhang zwischen PPI-Therapie, intestinaler Dysbiose, erhöhter Darmpermeabilität und Inflammation, die letztendlich zu erhöhter Mortalität führen.

Das Stuhl-Mikrobiom von 87 Zirrhotikern mit und ohne PPI-Therapie wurde analysiert um Biomarker für PPI-assoziierte Dysbiose zu identifizieren. Zusätzlich wurden Darmpermeabilitäts- und Entzündungsmarker in Harn, Stuhl und Serum analysiert sowie klinische Daten zu Komplikationen der Zirrhose und Überleben gesammelt. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 37 Monate.

Patienten mit PPI zeigten eine zunehmende Oralisierung des Mikrobioms, vorwiegend durch Veillonella parvula, ein Kommensale der Mundhöhle. Das vermehrte Auftreten dieses Keimes im Stuhl ging mit einem signifikanten Anstieg der Darmpermeabilität (anhand von Lactulose-Mannitol-Ratio und Saccharose-Wiederfindungsrate im Harn, sowie Zonulin im Stuhl), und der intestinalen Inflammation (Calprotectin im Stuhl) einher. Zusätzlich zeigten Patienten mit erhöhter Veillonella-Anzahl im Stuhl signifikant höhere Konzentrationen von sCD163 und soluble mannose receptor im Blut, die auf eine Inflammation in der Leber hinweisen. Patienten mit Child's A Zirrhose und PPI-Einnahme zeigten einen signifikant stärkeren Anstieg von Child-Pugh- und MELD-Score innerhalb von sechs Monaten verglichen zu Patienten ohne PPI-Einnahme. Das Auftreten von Komplikationen sowie das Infektions- und Mortalitätsrisiko war bei Patienten mit Veillonellen-Dysbiose sowie bei Patienten mit PPI-Therapie signifikant erhöht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Darm von zirrhotischen Patienten während einer PPI-Therapie zunehmend von Bakterien aus der Mundhöhle besiedelt wird. Diese Dysbiose geht mit Entzündungsreaktionen und einer Permeabilitätsstörung im Darm einher, die über eine verstärkte bakterielle Translokation zu vermehrter Inflammation in der Leber führen kann. Wir zeigen auch einen Zusammenhang dieser Veränderungen mit einer Verschlechterung der Leberfunktion, dem Auftreten von Komplikationen und letztendlich dem Tod der Patienten. Daher sollten die Indikationen für die Verschreibung von PPI bei Patienten mit Zirrhose besonders gründlich geprüft werden.