Hintergrund:
Die endoskopische Submukosa-Dissektion (ESD) ist ein Verfahren zur „en bloc“-Resektion
von frühen Neoplasien im Gastrointestinaltrakt. Beim Barrett-Frühkarzinom hat sich
allerdings die endoskopische Resektion mit dem Multiband-Ligatursystem (ER-L) als
Therapiestandard etabliert und geht in Kombination mit einer anschließenden Ablation
der Rest-Barrett-Schleimhaut mit exzellenten Langzeit-Remissionsraten um 95% einher.
Kasuistik:
Bei einem 57-jähriger Patienten wurde ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) innerhalb
der Milan-Kriterien diagnostiziert. Es lag eine Leberzirrhose Child-Pugh A auf dem
Boden einer chronischen Hepatitis C vor. Bei der Vorbereitung für die Lebertransplantations-Listung
wurde ein Long-Segment-Barrett-Ösophagus (C6M7) mit einer high-grade intraepithelialen
Neoplasie in den Quadranten-Biopsien diagnostiziert. Zusätzlich lagen Ösophagusvarizen
I° ohne red spots vor. Der Patient wurde zur weiteren Therapie in unser Zentrum verlegt.
In der ÖGD mit NBI und Essigsäurefärbung (1,5%) konnte eine flache suspekte Läsion
Typ IIb mit ca. 30 × 20 mm im Long-Segment-Barrett-Ösophagus identifiziert werden.
Endoskopisch und endosonographisch lagen nur geringgradige Ösophagusvarizen vor. Aus
diesem Grunde entschlossen wir uns zu einer ESD mit dem Ziel eine „en bloc“-Resektion
der Barrett-Neoplasie zu erzielen, um weiterhin eine Listung zur Lebertransplantation
zu ermöglichen. Es erfolgte die komplikationslose ESD in Intubationsnarkose. Nach
ESD zeigten sich die denudierten Ösophagusvarizen im Resektionsbett. Es kam zu keinem
Zeitpunkt zu einer Blutungskomplikation. Histologisch zeigte sich ein vollständig
reseziertes auf die Mukosa beschränktes mäßig differenziertes Barrett-Adeno-Frühkarzinom
(pT1m3, L0, V0, R0). Im weiteren Verlauf erfolgte die Ablation der Rest-Barrett-Schleimhaut
mittels Cryoablation und Argon-Plasma-Coagulation. Nach 1 Jahr kam es zu keinem Rezidiv.
Zusammenfassung:
Bei ausgewählten Indikationen stellt die ESD eine gute und sinnvolle Alternative zur
etablierten ER-L dar. Auch bei Vorliegen von Ösophagusvarizen kann eine ESD in erfahrenen
Zentren mit entsprechender Expertise sicher durchgeführt werden.
Abbildung 1a–c:
ESD eines Barrett-Frühkarzinoms mit unterminierenden Ösophagusvarizen