Z Geburtshilfe Neonatol 2016; 220(03): 93
DOI: 10.1055/s-0036-1580174
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Neonatologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

BOOST-Outcomedaten – Optimale Sauerstoffsättigung bei Frühgeborenen

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Publikationsdatum:
21. Juni 2016 (online)

Hintergrund: Die Studie BOOST (Benefits of Oxygen Saturation Targeting) untersuchte von 2006 bis 2010 die optimale Sauerstoffsättigung bei sehr kleinen Frühgeborenen, mit der einerseits das Risiko einer Frühgeborenen-Retinopathie und anderseits die Sterblichkeit aufgrund einer protrahierten Hypoxämie minimiert werden können. Die Rekrutierung wurde vorzeitig abgebrochen, als eine Interimsanalyse eine Übersterblichkeit bei Kindern in der Gruppe mit niedrigeren Zielsättigungswerten fand. Endgültige Daten liegen nun vor.

Methoden: In die BOOST-Gruppen aus Australien und Großbritannien gingen mehr als 2000 Kinder ein. Die Frühgeborenen – vor der abgeschlossen 28. Schwangerschaftswoche – waren unmittelbar nach der Geburt nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugewiesen worden:

  • In Gruppe 1 wurde eine pulsoximetrisch gemessene Sauerstoffsättigung zwischen 91 % und 95 % angestrebt.

  • In Gruppe 2 lag der angestrebte Sättigungsbereich zwischen 85 % und 89 %.

In der jetzigen Auswertung wurden 1135 Kinder der australischen Studie und 973 der britischen Studie berücksichtigt. Dabei wurden in Australien alle Daten ausgewertet, in Großbritannien nur die nach der Revision eines defekten Kalibrierungsalgorithmus erhaltenen, der während der Studie aufgefallen war. Die Pulsoximeter hatten dabei im Sättigungsbereich zwischen 87 % bis 96 % fälschlich zu hohe Werte angezeigt, worauf der Fehler vom Hersteller korrigiert wurde.

Ergebnisse: Die getrennte Auswertung der britischen und australischen Gruppen ergab neurokognitive Beeinträchtigung oder Tod im korrigierten Alter von 2 Jahren

  • in Gruppe 1 bei 38,8 % (Australien; n = 217) bzw. 45,9 % (Großbritannien; n = 164) der Säuglinge

  • in Gruppe 2 bei 45 % (Australien; n = 247) bzw. 50,5 % (Großbritannien; n = 185)

entsprechend einem nicht signifikant erhöhten Risiko (um 10 bzw. 12 %) für ein negatives Outcome bei geringeren Zielsättigungswerten. In einer kombinierten Post-hoc-Analyse beider Gruppen mit Daten aller Oximeter fand sich dann Tod oder neurokognitive Beeinträchtigung bei

  • 43,1 % der Kinder mit Zielsättigungswerten zwischen 91 und 95 % (n = 437 von 1013) gegenüber

  • 48,1 % der Kinder mit Zielsättigungswerten zwischen 85 und 89 % (n = 492 von 1022).

Wurde nur die Sterblichkeit bis zum 2. Lebensjahr berücksichtig, betrug die Rate 17,7 % (Zielbereich 91–95 %) vs. 21,2 % (Zielbereich 85–89 %). Daraus errechnete sich eine signifikant höhere Sterblichkeit (relatives Risiko [RR] 1,20) bzw. Sterblichkeit oder neurokognitive Beeinträchtigung (RR 1,11) bei den Säuglingen, bei denen geringere Sättigungswerte angestrebt worden waren.

Fazit

Ein Sauerstoffsättigungsbereich zwischen 81 und 85 % in der Pulsoximetrie scheint bei sehr kleinen Frühgeborenen mit einem erhöhten Risiko für ausgeprägte neurokognitive Beeinträchtigungen oder Tod bis zum 2. Lebensjahr einherzugehen, fassen die Autoren zusammen. Ein Bereich von 91 bis 95 % sei nach der derzeitigen Datenlage der am besten abgesicherte. Ob Werte zwischen 87 und 93 % als Mittelweg gangbar wären, scheint den Autoren unsicher, da die meisten derzeit verwendeten Geräte bei Werten unter 93 % überproportional häufig falsch hohe Werte anzeigen.

Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim