Zusammenfassung
In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt rund 21 % der Bevölkerung älter als
65 Jahre. Eine stetig zunehmende Zahl dieser Menschen wird zum Nephrologen überwiesen,
beim Vorliegen einer entsprechenden Indikation oft mit konsekutiver Nierenbiopsie.
Auch im Alter finden sich bioptisch häufig behandelbare Erkrankungen, welche die Frage
nach einer spezifischen Therapie aufwerfen, die nur aufgrund des Alters dem Patienten
nicht pauschal versagt werden sollte. Die aktuelle KDIGO-Leitlinie zur Behandlung
von Glomerulonephritiden unterscheidet in Empfehlungen für Kinder und Erwachsene,
geht jedoch nur äußerst selten direkt auf Ältere ein. Der Grund hierfür ist, dass
die meisten randomisierten, kontrollierten Studien (möglicherweise wegen der geringeren
Komorbiditäten) mit Jüngeren durchgeführt wurden und die Ergebnisse nur auf die Älteren
extrapoliert werden können. Zusätzlich sind Glomerulonephritiden seltene Erkrankungen
– dementsprechend schwer ist es, ausreichend hohe Patientenzahlen in einem definierten
Alter zu rekrutieren. In diesem Artikel wird daher auf allgemeine Aspekte des Alterns
eingegangen, die sowohl für die supportive als auch die spezifische Therapie von Glomerulonephritiden
relevant sind. Die Therapieentscheidung sollte bei Älteren individualisiert erfolgen,
unter Berücksichtigung des allgemeinen Gesundheitszustandes des Patienten, seiner
kognitiven Fähigkeiten, relevanten Begleiterkrankungen, theoretischen Lebenserwartung
und seiner persönlichen Vorlieben nach gründlicher Aufklärung, Umsetzbarkeit und Symptomkontrolle
rücken dabei stärker in den Vordergrund.
Summary
In Germany, approximately 21% of the population are 65 years or older. An increasing
number of patients is referred to a nephrologist and may undergo a renal biopsy, if
indicated. Similar to young patients, renal biopsies of old patients often reveal
treatable conditions. Appropriate treatment should not be withheld just because of
old age. The KDIGO clinical practice guideline for glomerulonephritis differentiates
between recommendations for children and for adults in general, with few specific
recommendations for those older than 65 years. One of the reasons may be that most
controlled, randomized clinical studies have been performed in younger patients, possibly
due to lesser comorbidities. Results can only be extrapolated to older patients. In
addition, glomerulonephritis is a rare disease making it difficult to recruit sufficient
numbers of eligible patients of a defined age. This article therefore focusses on
different aspects of the ageing process that may be relevant to both specific and
supportive therapy of patients with glomerulonephritis. Therapeutic decisions in the
elderly should be made under consideration of the individual's situation, overall
health status, cognitive capacity, relevant comorbidities, theoretic life expectancy,
feasibility and personal preference after informed consent.
Key words glomerulonephritis - vasculitis - immune senescence - frailty - inflammageing - polypharmacy