Der Klinikarzt 2015; 44(04): 218
DOI: 10.1055/s-0035-1550369
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Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen – Bewährtes und Neues kombinieren

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. April 2015 (online)

 
 

    Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wird von unterschiedlichen Auslösern ausgegangen, wobei der genaue Mechanismus bisher nicht geklärt ist. Dies erklärt auch, weswegen die Strategien zur Behandlung immer wieder einem Wandel unterworfen waren. Während früher Laborwerte und Verbesserung primärer Symptome im Fokus standen, ist es heute die zielgerichtete Therapie, mit der zum richtigen Zeitpunkt der richtige Patient mit dem geeignetsten Medikament in der richtigen Dosierung so behandelt werden kann, dass der Patient uneingeschränkt wieder am Leben teil nehmen kann. Im Einzelnen, so Prof. Axel Dignaß, Frankfurt, auf einem Presse-Roundtable, helfen die Therapiealgorithmen, die in den evidenzbasierten Leitlinien der DGVS und der ECCO vorgeschlagen wurden, das richtige Behandlungskonzept für den Patienten zu finden. Dies schließt auch die Chirurgie als wichtige Komponente, und nicht letzte Option, mit ein.

    Step-up- oder Top-down Behandlung?

    Wichtige neue Therapiestrategien beinhalten die Kombination von rektalen, oralen und topischen Anwendungsrouten von Mesalazin (Salofalk®), die Kombination verschiedener Immunsuppressiva oder Biologika und das Monitoring von Medikamentenspiegeln oder die Evaluation verschiedener Risikofaktoren im Sinne einer individualisierten Therapie. Ob dabei ein Step-up- oder ein Top-down Behandlungskonzept indiziert ist, wird derzeit kontrovers zwischen Europa und USA diskutiert.


    Viele neue Therapieoptionen

    Bei so vielen neuen Therapieoptionen und Behandlungskonzepten, ist da das Bewährte überhaupt noch gut genug? Dieser Frage ging Prof. Wolfgang Kruis, Köln, nach. Die gefühlte Bedeutung der Biologika zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen anlässlich von Kongressbesuchen, hält mit der Wirklichkeit aber nicht stand. Nach wie vor spielen Mesalazin und Azathioprin (Azafalk®) zur Behandlung von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa in vielen europäischen Zentren eine große Rolle. Berechtigterweise, wie eine aktuelle Cochraneanalyse beweist, die Azathioprin als effektiv in der Remissionserhaltung sowohl bei Morbus Crohn wie auch bei Colitis ulcerosa bestätigt, oder jüngere Metaanalysen von Mesalazin, die den Goldstandard bei Colitis ulcerosa auch als wirksam bei der postoperativen Rezidivprophylaxe bei Morbus Crohn zeigen.

    Durch die Einführung der Biologika zur Behandlung von CED- Patienten konnten die Therapiemöglichkeiten deutlich erweitert werden, allerdings betrug die Misserfolgsrate nach einem Jahr 70 %. Neue Therapiestrategien kombinieren „Bewährtes“, wie Azathioprin, mit den „neuen“ Biologika und dieses Konzept hat im Vergleich zur Monotherapie signifikant mehr Vorteile.

    Richard Kessing, Zeiskam

    Quelle: Presse-Roundtable: „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Welcher Patient, welche Therapie?“ am 6. März 2015 in Frankfurt. Veranstalter: Falk Foundation, Freiburg.