Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10(1): 24
DOI: 10.1055/s-0034-1397644
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Referat – Wenig Kohlenhydrate und wenig gesättigte Fette vorteilhaft

Andreas F. H. Pfeiffer
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Publication Date:
23 March 2015 (online)

Hintergrund: Der Effekt einer kohlenhydratreduzierten Ernährung auf die glykämische Kontrolle des Typ-2-Diabetes ist möglichweise größer, wenn die Diät einen hohen Anteil ungesättigter und nur wenig gesättigte Fettsäuren enthält. J. Tay et al. untersuchten diese Hypothese: Sie verglichen, wie sich eine solche Diät bzw. eine kohlenhydrat- und ballaststoffreiche, fettreduzierte Diät auf die glykämische Kontrolle und das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Typ-2-Diabetes auswirkt.

Methoden: Teilnehmer der randomisierten Studie waren 115 erwachsene übergewichtige oder adipöse Patienten mit einem BMI von durchschnittlich 34,4 kg / m2. Sie litten an Typ-2-Diabetes und hatten zu Studienbeginn einen HbA1c-Wert von ≥ 7 % oder erhielten eine antidiabetische Therapie. Im Studienarm mit kohlenhydratarmer Diät und geringer Zufuhr an gesättigten Fettsäuren sollten 14 % der Energiezufuhr aus Kohlenhydraten (< 50 g / d) bestehen, 28 % aus Protein und 58 % aus Fett (35 % einfach, 13 % mehrfach ungesättigte Fette). Patienten im Kontrollarm erhielten eine kohlenhydratreiche Diät, bei der 53 % der Energiezufuhr aus Kohlenhydraten mit möglichst geringem glykämischen Index gedeckt werden sollten, 17 % durch Protein und < 30 % durch Fett (15 % einfach- und 9 % mehrfach ungesättigte Fette). Beide Diäten sollten < 10 % gesättigte Fette enthalten und waren mäßig hypokalorisch. Schlüsselnahrungsmittel für die beiden Diäten bzw. ein finanzieller Ausgleich wurden gestellt. Die Teilnehmer wurden zunächst zweiwöchentlich, dann monatlich diätetisch beraten und sollten unter fachlicher Betreuung wöchentlich dreimal Sport treiben.

Ergebnisse: Insgesamt 79 % der Patienten unter kohlenhydratreduzierter und 82 % jener unter kohlenhydratreicher Kost durchliefen die Interventionen vollständig über 24 Wochen und reduzierten ihr Gewicht vergleichbar um 12,0 ± 6,3 bzw. 11,5 ± 5,5 kg. Auch sanken Blutdruck (–9,8/ –7,3 mmHg), Nüchtern-Glukose-Spiegel (–1,4 ± 2,3 mmol / l) und LDL-Cholesterin (–0,3 ± 0,6 mmol / l) ohne Diät-abhängige Differenz. Jedoch fiel unter der kohlenhydratarmen Diät mit hohem Anteil ungesättigter Fette der Triglyzerid-Spiegel signifikant stärker (–0,5 ± 0,5 mmol / l vs. –0,1 ±  0,5 mmol / l), ebenso der Score für den Bedarf an antidiabetischen Medikamenten (–0,5 ± 0,5 vs. –0,2 ± 0,5) sowie die Glukosevariabilität. Bei Patienten mit einem HbA1c-Wert von ≥ 7,8 % und einem HDL-Cholesterin-Wert von < 1,29 mmol / l zu Studienbeginn reduzierte die Studiendiät zudem den HbA1c-Wert stärker als die Vergleichsdiät (2,6 ± 1,0 vs. 1,9 ± 1,2 %) und erhöhte den HDL-Cholesterin-Wert stärker (0,2 ± 0,3 vs. 0,05 ± 0,2 mmol / l).

Folgerung: Beide Interventionen erzielten durch umfangreiche professionelle Unterstützung und Bereitstellung eines Teils der Nahrungsmittel hohe Compliance. Beide verbesserten zusammen mit regelmäßiger körperlicher Bewegung signifikant die glykämische Kontrolle und verschiedene kardiovaskuläre Risikofaktoren der übergewichtigen oder adipösen Diabetes-Patienten, stellen die Autoren fest. Die größten Verbesserungen erbrachte allerdings die kohlenhydratreduzierte Diät mit hohem Anteil ungesättigter Fettsäuren: Sie reduzierte insbesondere die glykämische Variabilität und den Score für die antidiabetische Medikation.

Ines Schulz-Hanke, Untermeitingen