Laryngorhinootologie 2015; 94(07): 461-463
DOI: 10.1055/s-0034-1396856
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ungewöhnliche Komplikation eines gewöhnlichen Infekts der oberen Atemwege

Uncommon Complication of a Common Infection of the Upper Airways
L. M. Jahreiß
,
P. Zerkowitz
,
A. E. Albers
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 March 2015 (online)

Kasuistik

Ein 5-Jähriger wurde von seinem Vater mit einem febrilen Infekt der oberen Atemwege und Halsschmerzen, die vor 8 Tagen begonnen hätten, vorgestellt. Seit dem gestrigen Abend seien Gelenkbeschwerden hinzugekommen, welche v. a. die distalen Gelenke betrafen und Gehen aufgrund von Schmerzen nahezu unmöglich machten. Auch die Hand- sowie etwas weniger die Ellenbogengelenke hätten geschmerzt. Über Nacht kam es zunächst zu einer Beschwerdebesserung und das Kind war am Morgen wohlauf und spielte. Im Laufe des Tages stellten sich wieder zunehmend Gelenkschmerzen ein, zu denen nun auch für die Eltern beunruhigende Hauteinblutungen kamen.

Körperliche Befunde

Bei Erhebung des körperlichen Status zeigte sich eine eitrige Tonsillitis und eine massive druckschmerzhaft Schwellung der Gelenke von distal nach proximal abnehmend mit petechialen Einblutungen, die ein ähnliches Verteilungsmuster mit streckseitiger Betonung aufwiesen ([Abb. 1 links]). Die Petechien waren palpabel, leicht erhaben und mit einem Glasspatel nicht wegzudrücken. Die körperliche Untersuchung durch den pädiatrischen Konsiliararzt ergab bis auf die genannten Symptome keine Auffälligkeit.

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Abb. 1 Palpable Purpura und Gelenkschwellung an den abhängigen Extremitäten von proximal nach distal zunehmend. Links: bei Diagnosenstellung. Rechts: Nach 4 Wochen. Detail: Palpable Purpura.

Die Diagnostik ergab eine Körpertemperatur von 38,5°C und eine leichte Erhöhung des C-reaktiven Proteins und der Leukozyten bei normwertigen Thrombozyten und normalem Gerinnungsstatus. Der Urinstatus zeigte keine Protein- oder Hämaturie. Eine Blutdruckmessung ergab normotone Werte.

In Zusammenschau der Befunde und der Symptome wurde als klinische Diagnose der Verdacht auf eine Purpura Schönlein-Henoch (PSH) geäußert.


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Therapie und Verlauf

Therapeutisch wurde zur Behandlung der eitrigen Tonsillitis eine orale Antibiose mit Cefuroxim kombiniert mit einer Analgesie mit Paracetamol initiiert. Die Eltern bekamen vor Entlassung die Auflage auf intestinale Symptome wie krampfartige Bauchschmerzen und Blut im Stuhl zu achten.

Zunächst kam es zu einer Verschlechterung gefolgt von einer von Tag zu Tag merklichen Besserung der Beschwerden. Die Gelenkschwellungen waren 1 Woche nach Krankheitsbeginn verschwunden und zu diesem Zeitpunkt waren auch die Einblutungen bereits resorbiert. Die Purpura verschwanden nach 14 Tagen ([Abb. 1 rechts]). Zur Nachsorge wurden in regelmäßigen Abständen eine Kontrolle auf eine Hämat-/Proteinurie, der Nierenwerte sowie eine Blutdruckmessung, die bisher negativ waren bzw. altersgerechte Normwerte ergaben, geplant.


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