Radiologie up2date 2015; 15(01): 79-93
DOI: 10.1055/s-0034-1391660
Muskuloskelettale Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Selten wahrgenommene Befunde am Kniegelenk

Seldom appreciated findings in knee joints
C. Glaser
,
A. Heuck
,
D. Theisen
,
A. Horng
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 March 2015 (online)

Zusammenfassung

Synoviale Plicae und Läsionen der meniskokapsulären Anheftung sind seltene bzw. selten wahrgenommene Befunde. Synoviale Plicae sind zunächst normale anatomische Strukturen, die infolge einer wiederholten Überlastung oder nach einem Trauma symptomatisch werden können. Am häufigsten ist die mediopatellare Plica betroffen. Meniskokapsuläre Verletzungen sind oft mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes assoziiert, meist ist die posteromediale, seltener die posterolaterale Ecke betroffen. Für beide Entitäten ist die Bildgebung wenig spezifisch und eine Verdachtsdiagnose sollte nur in strenger Korrelation mit der klinischen Symptomatik gestellt werden. Dann aber und insbesondere bei sportlich aktiven Patienten und bei Fehlen anderer bildgebender Befunde kann die MRT für die weitere Abklärung und Therapie richtungsweisend sein.

Abstract

Synovial plicae and meniscocapsular lesions are rare and rarely described findings. While synovial plicae may become symptomatic following trauma or repetitive overuse, they are primarily normal anatomic structures. Most often the mediopatellar plica is affected. Lesions of the meniscocapsular junction often are associated with ACL tears and affect the posteromedial corner more frequently than the posterolateral corner. Imaging is little specific for both entities and therefore a pathology should be called only in close correlation with the patient’s clinical complaints. However, especially in physically active patients and when there is no evidence for other pathologies, MRI can pave the way to a targeted investigation and therapy.

Kernaussagen
  • Synoviale Plicae sind primär normale Reststrukturen der embryonalen Knieentwicklung.

  • Sie können nach einem Trauma oder bei rezidivierender Überlastung symptomatisch werden. Am häufigsten symptomatisch ist die mediopatellare Plica.

  • Eine symptomatische Plica ist entzündlich und oft auch narbig verändert. Begleitend können Knorpelläsionen im benachbarten medialen patellofemoralen Kompartiment auftreten.

  • Die Diagnose eines medialen Plica-Syndroms ist wegen des Fehlens spezifischer klinischer und bildgebender Zeichen eine Ausschlussdiagnose; die Verdachtsdiagnose sollte zurückhaltend gestellt werden.

  • Eine dicke und/oder weit in den patellofemoralen Gelenkspalt hineinragende Plica mediopatellaris ist zwar häufig bei einem medialen Plica-Syndrom zu finden, aber nicht spezifisch für dessen Diagnose.

  • Mehr als 5 konsekutive axiale Schichten, auf denen eine mediale Plica tief in den patellofemoralen Gelenkspalt hineinragt, waren in einer kleinen Serie das zuverlässigste Bildkriterium für die Diagnose einer symptomatischen mediopatellaren Plica.

  • Bei Fehlen anderer Befunde und in enger Korrelation mit der klinischen Symptomatik kann die MRT-basierte Verdachtsdiagnose eines Plica-Syndroms richtungsweisend sein.

  • Die arthroskopische Resektion einer als symptomatisch nachgewiesenen Plica ist als Therapie akzeptiert.

  • Der meniskokapsuläre Übergang koppelt die Menisken an die Kniebewegung an und stabilisiert sie durch die Verbindung zur Kapsel und zu Femur bzw. Tibia in ihrer Beweglichkeit.

  • Verletzungen des meniskokapsulären Übergangs betreffen oft das Hinterhorn des Innenmeniskus, seltener die posterolaterale Ecke mit den popliteomeniskalen Faszikeln.

  • Oft sind Verletzungen des meniskokapsulären Übergangs mit einem basisnahen Meniskusriss und/oder einer Läsion des vorderen Kreuzbandes assoziiert.

  • Knochenkontusionszonen auch medial femorotibial bei einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes können ein hilfreiches MRT-Zeichen für eine periphere mediale Meniskusläsion bzw. eine Läsion der medialen meniskokapsulären Anheftung sein.

  • Eine Ruptur der meniskokapsulären Anheftung kann eine Meniskusinstabilität nach sich ziehen oder auf einen instabilen Meniskusriss hinweisen.

  • Die Diagnose einer meniskokapsulären Läsion sollte wegen der niedrigen Spezifität der MRT zurückhaltend und immer in Zusammenschau mit den klinischen Beschwerden gestellt werden.