Krankenhaushygiene up2date 2014; 09(04): 226-229
DOI: 10.1055/s-0034-1391367
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Die MRSA-Empfehlungen der KRINKO 2014 – Eine kritische Bewertung

Maria Vehreschild
1   Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Bonn-Köln
,
Sebastian Lemmen
3   Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie, Uniklinik Aachen
,
Gerd Fätkenheuer1
1   Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Bonn-Köln
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Publication Date:
08 January 2015 (online)

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Einleitung

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) hat 2014 neue „Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen“ veröffentlicht [1] (siehe auch „Die neue KRINKO-Empfehlung MRSA: Was, wann, wie, warum?, S. 253). Es ist ein umfangreiches Werk entstanden, für das eine große Zahl von Studien ausgewertet wurde. Nach § 23 Abs. 3 Infektionsschutzgesetz haben die Empfehlungen der KRINKO einen besonderen, über die Verbindlichkeit von üblichen Leitlinien deutlich hinausgehenden Charakter [2]. So muss eine Klinik bei abweichender Praxis im Streitfall nachweisen, dass ihr Vorgehen dennoch dem medizinischen Stand der Wissenschaft entspricht, was in der Regel sehr aufwändig und mit unsicherem Ausgang behaftet ist. Deshalb ist von Empfehlungen der KRINKO eine besondere Sorgfalt in der Abwägung der wissenschaftlichen Evidenz zu fordern, die dem üblichen Standard einer Leitlinienentwicklung auf S3-Niveau entspricht. Die Empfehlungen der KRINKO haben nicht nur für medizinische Einrichtungen selbst, sondern auch für Patienten eine große Bedeutung. Beispielsweise ist eine Isolierung im Einzelzimmer zunächst einmal ein partieller Freiheitsentzug. Da dieser Freiheitsentzug nicht primär im Interesse des betroffenen Patienten ist, sondern die Weiterverbreitung eines Krankheitserregers an andere verhindern soll, sind klare Belege dafür zu fordern, dass diese Maßnahme auch wirksam ist. Weiter ist nachzuweisen, dass die Isolierung wirksamer ist als andere, weniger eingreifende Maßnahmen. Insgesamt ist also von KRINKO-Empfehlungen ein hohes Maß an wissenschaftlicher Evidenz zu fordern.

1 G. Fätkenheuer ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Die Äußerungen in diesem Artikel sind persönlicher Natur und keine offizielle Stellungnahme der DGI.