ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123(09): 431
DOI: 10.1055/s-0034-1390214
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zeitmangel und gestiegener ästhetischer Anspruch eröffnen Chancen – Chairside-CAD / CAM zur Verbesserung von Lebenssituation und -gefühl vieler Patienten

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Publication Date:
11 October 2014 (online)

 

    Zeitmangel bestimmt heutzutage das Leben vieler Menschen. Ihnen kann die Zahnarztpraxis entgegenkommen, wobei chairsidegefertigte prothetische Restaurationen einen wesentlichen Aspekt darstellen. Softwareerweiterungen und neue Werkstoffe machen diese Option immer attraktiver – ein Grund mehr für einen Vergleich der heutigen Möglichkeiten auf der Internationalen Dental-Schau 2015.

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    Es ist längst nicht nur der sprichwörtliche genervte Manager in der Großstadt. Auch die Familie auf dem Lande mit weiten Wegen zwischen Einkaufen beim Bauern, Verwandtenbesuch und Arzt möchte gern (Lebens-)Zeit sparen, wo es eben geht. Das betrifft auch den Gang zum Zahnarzt – speziell wenn eine Restauration ansteht.

    Ein einziger Termin – das begeistert

    Für eine zunehmende Zahl von Patienten kann daher dieses Argument gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Bei einer chairsidegefertigten Restauration entfällt ein separater Termin für die Eingliederung der im 1. Schritt labsidegefertigten Arbeit. Dennoch ist selbstverständlich eine ansprechende, zahnfarbene Ästhetik gewünscht.

    Als Werkstoffe stehen klassische Glaskeramik und Lithiumdisilikat zur Verfügung, neuerdings auch zirkonoxidverstärktes Lithiumsilikat. Seine Indikationen reichen weit und schließen sowohl Frakturen einzelner Höcker als auch allgemein die Restauration stark zerstörter Zähne ein. Inlays, Onlays, Teilkronen, Kronen – das Spektrum ist breit.

    Eine für den zahnärztlichen Alltag wesentliche Vereinfachung hat in jüngster Zeit bei der Eingliederung solcher Restaurationen stattgefunden. So gibt es jetzt komplette Kits für die adhäsive Befestigung – alle einzelnen Komponenten in einem übersichtlichen Tray. Damit gewinnt das Behandlungsteam Zeit und Sicherheit.


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    Das Labor bleibt bei komplexen Fällen gefragt

    Die genaue Abgrenzung zur laborgefertigten Restauration ist nicht immer leicht und hängt in einem gewissen Maße auch von persönlichen Einstellungen des behandelnden Zahnarzts ab. Größere und komplexere Arbeiten wird man an den Zahntechniker geben. So werden die genannten Werkstoffe in der Regel „nur“ vom Veneer bis zur Krone zur Anwendung kommen. Wer auf Ästhetik besonderen Wert legt, wird bei mehreren benachbarten Kronen oder bei komplizierten Veneer-Fällen eher auf das Labor zurückgreifen. Bei einigen Patienten stößt aber auch die schnelle monolithische Restauration inklusive Charakterisierung mit Malfarben auf Begeisterung. Da können einige Schmelzflecken hier und eine dunkel eingelegte Fissur dort der Arbeit bereits den nötigen individuellen Touch verleihen.

    Wer als Zahnarzt konservativ eingestellt ist und „auf Nummer sicher“ gehen möchte, dürfte darüber hinaus zum Beispiel bei sehr weit subgingival gelegener Präparationsgrenze eine konventionelle Abformung und die anschließende klassische Herstellung durch den Zahntechniker bevorzugen.


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    Software-Erweiterungen und neue Werkstoffe

    Zu den interessanten neuen digitalen Möglichkeiten zählt unter anderem die Herstellung funktionell perfekter Kauflächen. So ist es mit einer geeigneten Software [1, 2] möglich, in wenigen Schritten Kauflächen unter Berücksichtigung der funktionellen Regeln zur Okklusion zu optimieren.

    Stehen für die Chairside-Fertigung bisher Keramiken im Mittelpunkt, so könnten in Zukunft Hochleistungskunststoffe eine größere Rolle spielen. Man unterscheidet dabei grundsätzlich glasfaserverstärkte Polymere für die Gerüstherstellung und glasfaserfreie Polymere für vollanatomische Restaurationen [3]. Die Indikationen liegen vor allem im Bereich der Langzeitprovisorien. Als Kombinationswerkstoffe sind Hybridkeramiken verfügbar, die aus sich durchdringenden Keramik- und Polymernetzwerken bestehen und deren Verwendung speziell zum Aufbau von Kauflächen bereits dokumentiert wurde [4]. Sie können unter anderem zur minimalinvasiven Versorgung im Erosionsgebiss herangezogen werden. Hier geht es nicht zuletzt darum, dass Antagonistenfreundlichkeit und hohe Festigkeit für die jeweilige Indikation optimal abgestimmt sind, wie W. H. Knupfer darlegt [5]. Als Alternative zur chairsidegefertigten Verbundkeramikrestauration sieht er die Labside-Komposit-­Restauration an, wobei im beschriebenen Patientenfall beide Werkstoffe zum Einsatz kamen – je nach den durch die klinische Ausgangssituation vorgegebenen Platzverhältnissen.


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    Große wie kleine Praxen profitieren – Antworten gibt die IDS

    Bereits jetzt lohnt sich die Chairside-Fertigung nicht nur für Großpraxen mit mehreren Behandlern. Auch für eine kleine Praxis mit 2–3 Behandlungszimmern kann sich die Investition auszahlen [6], denn für viele Patienten ist der geringe Zeitaufwand bei ansprechender Ästehtik ein wichtiger Aspekt. Das begeistert und rechnet sich am Ende auch bei strenger betriebswirtschaftlicher Kalkulation.

    Die für den Chairside-Einsatz geeigneten Systeme mit allen aktuellen Erweiterungen und Werkstoffinnovationen, mit denen sie noch attraktiver werden, erlebt der Besucher in Köln in konzentrierter Form bei einem Rundgang über die Internationale Dental-Schau in Köln vom 10.–14. März 2015.

    Literatur beim Verfasser

    Dr. Christian Ehrensberger, Franfurt / M.


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