Journal Club Schmerzmedizin 2014; 3(3): 162-167
DOI: 10.1055/s-0034-1390006
Leitlinien in der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychologische Schmerzanamnese und Testdiagnostik – Welche Instrumente sind wann einsetzbar?

Ulrike Kaiser
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Publication Date:
06 October 2014 (online)

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Chronische Schmerzen werden weithin als ein multidimensionales Phänomen betrachtet, das anhand biopsychosozialer Ansätze therapiert wird [1]. Dementsprechend wird die multiprofessionelle Diagnostik und Anamnese gefordert [2], die auch psychologische Beiträge beinhaltet. Im gewissen Sinne ist eine von der somatischen Diagnostik losgelöste psychologische Anamnese beim chronischen Schmerz wenig sinnvoll – allerdings stellt sie eine wesentliche Informationsquelle für seine Bewertung dar. Daher sollte sie in die Betrachtung der Symptomatik gleichberechtigt integriert werden.

Fazit Dem psychologischen Diagnoseprozess liegt eine umfassende Anamnese sowie eine standardisierte Testdiagnostik und Verhaltensbeobachtung zugrunde. Er bildet einen wesentlichen Teil der Erfassung von aufrechterhaltenden bzw. auslösenden Faktoren bei chronischen Schmerzen entsprechend dem biopsychosozialen Modell. Wichtig sind die Pflege der Therapiebeziehung sowie der Respekt vor dem Leid und dem Erfahrungskontext des Patienten. Dennoch muss eine solche Diagnostik in ein somatisches und funktionelles Betrachten desselben Geschehens eingebettet sein, was die Bedeutung interdisziplinär eng verwobener Strukturen betont. Ziel dieses aufwendigen, multimodalen Vorgehens ist eine individuell zugeschnittene biopsychosoziale Therapie, deren Fokus nicht mehr vorrangig die Schmerzreduktion, sondern die Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Funktionsfähigkeit des Patienten ist.