Journal Club Schmerzmedizin 2014; 3(2): 57
DOI: 10.1055/s-0034-1387135
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wolfgang Koppert
,
Christian Maihöfner
,
Michael Pfingsten
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Publikationsdatum:
29. Juli 2014 (online)

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hat Ihnen auch schon mal ein Patient von einem pflanzlichen „Wundermittel“ vorgeschwärmt, das besser wirkt als die verschriebenen Medikamente? Es könnte sich lohnen, in einem solchen Fall genauer nachzufragen: Was ist das für ein Mittel? Woher kommt es?

Manchmal entpuppen sich derartige „Arzneien“ nämlich als gefährliche Mogelpackung – wie bei einer Rheumapatientin, von der die Universität Würzburg berichtet (Pressemitteilung 13.05.2014): Die Frau bezog regelmäßig ein angeblich rein pflanzliches Präparat von einem Heiler in Vietnam. Von der Wirksamkeit war sie so begeistert, dass sie sich an die Universität wandte, um die Bestandteile analysieren zu lassen.

Die Mitarbeiter am dortigen Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie inspizierten das bräunliche Pulver zuerst unter dem Mikroskop und sahen v. a. Zimtrinde. Aufschlussreicher waren Massenspektrometrie, Kernspinspektroskopie und Co.: Damit fanden sich in einer Tagesdosis von 2,6 g immerhin 863 mg Paracetamol, 262 mg Sulfamethoxazol, 42 mg Indometacin und eine geringe Menge Trimethoprim.

„Die Komponenten waren also in pharmakologischen Dosen vorhanden“, kommentiert Prof. Ulrike Holzgrabe vom Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie. „Insofern wundert es natürlich nicht, dass die Patientin mit der Wirksamkeit zufrieden war.“ Von der Einnahme konnte sie trotzdem nur abraten.

Wie lässt sich verhindern, dass Schmerzpatienten auf solche illegalen Mittel hereinfallen? Am besten wohl durch eine optimale Behandlung innerhalb der „konventionellen“ Medizin. Möge auch diese Ausgabe des Journal Clubs Ihnen dabei helfen!

Wolfgang Koppert, Christian Maihöfner & Michael Pfingsten