Z Sex Forsch 2014; 27(4): 328-351
DOI: 10.1055/s-0034-1385658
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Arbeitssituation von LSBT*-Beschäftigten[1]

Reanalyse einer Online-Befragung unter differenzieller Perspektive
Dominic Frohn
a   Hochschule Fresenius, Köln
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Publication Date:
16 December 2014 (online)

Übersicht

Die vorliegende Reanalyse verfolgt das Ziel, differenzielle Aspekte zur Arbeitssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transidenten Arbeitnehmern_innen abzubilden. Über eine Online-Befragung wurden der Umgang von 2369 LSBT*‑Beschäftigten mit ihrer sexuellen Identität im Kontext von Arbeit sowie psychosomatische Beschwerden, Diskriminierungserleben, Arbeitszufriedenheit etc. erhoben. Inferenzstatistische Befunde zeigen, dass bisexuelle Beschäftigte ihre sexuelle Identität im Kontext von Arbeit weniger offen kommunizieren als lesbische und schwule Arbeitnehmer_innen. Bisexuelle und transidente Beschäftigte berichten häufiger über psychosomatische Beschwerden und geben an, mehr Diskriminierung erlebt zu haben, als (cisidente) lesbische und schwule Befragte. Von direkt arbeitsplatzrelevanter Diskriminierung sind insbesondere Trans*-Personen betroffen. Aus einem regressionsanalytisch gebildeten Pfadmodell geht hervor, dass für alle LSBT*‑Befragten – unabhängig von ihrer sexuellen bzw. Geschlechtsidentität – die arbeitsrelevanten Faktoren Arbeitszufriedenheit, Commitment, organisationsbezogener Selbstwert und Ressourcen durch einen offenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität positiv und durch das Erleben von Diskriminierung negativ beeinflusst werden.

1 Der Begriff LSBT*-Beschäftigte wird hier zusammenfassend für lesbische, schwule und bisexuelle sowie transsexuelle, transidente oder transgender-Personen verwendet, wobei der * am Abkürzungsende zum Ausdruck bringt, dass verschiedene trans-Dimensionen berücksichtigt werden, die im Folgenden oft unter „Trans*-Personen“ zusammengefasst werden (siehe Franzen und Sauer 2010).