Aktuelle Dermatologie 2014; 40(07): 266
DOI: 10.1055/s-0034-1384294
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumorforschung – Entwicklung im Rückwärtsgang

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2014 (online)

 

    Bösartige Tumoren folgen spezifischen Ausbreitungsmustern. Die Geweberäume, die im Verlauf der malignen Progression eingenommen werden, entsprechen den Stadien der Embryonal- und Fetalentwicklung des betroffenen Gewebes. Diese wichtige Erkenntnis haben M. Höckel et al. von der Universität Leipzig im März in der Zeitschrift The Lancet Oncology veröffentlicht. Zerstörerische Tumoren wachsen, indem sie pathologisch reaktivierte Entwicklungsprozesse in rückwärtiger Abfolge durchlaufen. Dabei nehmen sie fest definierte Geweberäume (sog. Kompartimente) ein.

    Auf der Grundlage dieser Erkenntnis hatten die Forscher die totale mesometriale Resektion, eine neue Operationsmethode in Form der Kompartimentresektion, entwickelt. Dabei wird das tumorbefallene Gewebe präzise entlang seiner embryonalen Entwicklungsstruktur entfernt. Gewebe, das sich aus anderen Vorläuferstrukturen entwickelt hat, kann geschont werden. Eine zusätzliche Strahlentherapie ist nicht mehr erforderlich, da die Voraussetzung für den lokalen Tumorrückfall beseitigt wird. Nach dieser Operationsmethode an der Universitätsfrauenklinik Leipzig ist der Krebs in 95 % der Fälle nicht wieder aufgetreten. Bei konventionellen Methoden liegt die Quote bei 85 %. Das Komplikationsrisiko ist von 28 auf 15 % gesunken. Die Kompartimenttheorie ist nicht nur auf frühe sondern auch auf fortgeschrittene Krebserkrankungen anwendbar. Zudem konnte eine neue, aus der Kompartimenttheorie abgeleitete Stadieneinteilung, das „ontogenetische Tumorstaging", die Prognose der Erkrankung deutlich besser einschätzen, als die konventionelle Stadieneinteilung.

    Bei der üblichen weiten Exzision kommt es trotz sorgfältiger Durchführung nicht selten zum Tumorrückfall. Mit einer zusätzlichen Bestrahlung wird versucht, das Risiko zu verringern. Das Herausschneiden gesunden Gewebes und die zusätzliche Bestrahlung können jedoch erhebliche Schäden verursachen. Deshalb haben die Leipziger Forscher die Kompartimentresektion entwickelt, die sich in der klinischen Praxis bewährt.

    Nach einer Mitteilung der Universität Leipzig


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