Scolaro JA et al.
Cigarette Smoking Increases Complications Following Fracture.
A Systematic Review J Bone Joint Surg Am. 2014;
96: 674-681
Weltweit rauchen über 1,3 Billionen Menschen, etwa 6 Millionen Menschen sterben jährlich
an den Folgen des Zigarettenkonsums. Die Wirkung auf die Organsysteme wurde intensiv
erforscht. Der Effekt auf das muskulo-skelettale System wird jedoch oft unterschätzt.
Diese Studie untersucht die Frakturheilung, Weichteilverhältnisse und die Zeit bis
zur knöchernen Konsolidierung bei Patienten mit Tabak-Konsum.
Scolaro, JA et al. Cigarette Smoking Increases Complications Following Fracture. A
Systematic Review J Bone Joint Surg Am. 2014; 96: 674–681
Material und Methoden
Die größten medizinischen Datenbanken wurden systematisch mit verschiedenen Schlüsselwörtern
durchsucht. Die relevanten Daten wurden selektiert und mit Daten von Nicht-Rauchern
verglichen.
Ergebnisse
Von initial 7110 Fachartikeln konnten letztlich 19 Artikel (7 prospektive Studien,
12 retrospektive Studien) in diese Analyse eingeschlossen werden. Die Studien umfassten
insgesamt 6374 Frakturen (6356 Patienten) von 1446 Rauchern und 4910 Nicht-Rauchern.
Die offenen oder geschlossenen Frakturen betrafen Tibia, Femur, Humerus, distale Fibula
und multiple Röhrenknochen. Die Therapie erfolgte konservativ oder operativ.
Die Nonunion-Rate war bei Rauchern mit frischen Frakturen der langen Röhrenknochen
signifikant höher (12 %), bei offenen Frakturen um 9 % höher. Die Zeit bis zur knöchernen
Konsolidierung war mit durchschnittlich 30 Wochen bei geschlossenen Frakturen ebenfalls
höher gegenüber 24 Wochen bei Nichtrauchern, jedoch nicht signifikant. Die Konsolidierungszeit
offener Frakturen lag bei Rauchern bei im Schnitt 37 Wochen gegenüber 29 Wochen bei
Nichtrauchern. Die Rate von oberflächlichen und tiefen Weichteilinfektionen war jeweils
ebenfalls höher bei Zigarettenkonsum, aber nicht signifikant.
Kommentar
Die vorliegende Studie zeigt eindrücklich, dass Nikotinkonsum auch in der Traumatologie
einen wichtigen, die Heilung beeinflussenden Faktor, darstellt. Die deutlich erhöhte
Rate verzögerter knöcherner Konsolidierungszeit sowie das Auftreten von Nonunion beinhalten
als Folge natürlich auch eine (hier nicht betrachtete) Erhöhung von Re-Operationen,
Folgeschäden und verlängerter Arbeitsunfähigkeit.
Daher sollten die Patienten sowohl prä- als auch postoperativ ausführlich über die
Risiken des Nikotinkonsums hinsichtlich der Heilungsgefährdung aufgeklärt werden.
Die hier festgestellten Daten lassen sich vermutlich auch auf die Heilung bei Arthrodesen,
Osteitiden und Umstellungsosteotomien übertragen. Entsprechend sollte auch hier der
Risikofaktor Rauchen im Vorfeld Berücksichtigung finden und die Patienten sollten
gerade bei elektiven Eingriffen darüber aufgeklärt werden.