Zahnmedizin up2date 2014; 8(6): 564
DOI: 10.1055/s-0034-1383375
Buchrezension
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine klare Übersicht zur Bisphosphonattherapie

Contributor(s):
U. Wahlmann
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Publication Date:
21 November 2014 (online)

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Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer. Ätiologie, Prävention, Behandlung. R. E. Marx. 1. Auflage 2013, 184 Seiten, Quintessenz Verlag, Berlin

Die medikamenteninduzierte Osteonekrose der Kiefer ist ein Krankheitsbild, das zwar erst seit ca. zehn Jahren bekannt, aber inzwischen weit verbreitet ist und jeden Zahnarzt angeht, da immer mehr unserer Patienten unter Risiko stehen. Für betroffene Patienten hat es gravierende Konsequenzen. Eine vermeintlich simple, unbedachte Zahnextraktion beispielsweise kann zum Verlust des Unterkiefers führen. Die Erkrankung hat gewisse Parallelen zur Osteoradionekrose der Kiefer, erfordert aber andere therapeutische Maßnahmen.

Als profunder Kenner und Mitentdecker der Bisphosphonat-Osteonekrose gelingt es Marx, die komplexen Zusammenhänge allgemeinverständlich zu erläutern und deren Bedeutung für die Praxis darzustellen. Ausgehend von den pathophysiologischen Vorgängen werden die klinischen Probleme erörtert und anhand von repräsentativen Beispielen therapeutische Möglichkeiten aufgezeigt. Diese hängen vom Stadium der Erkrankung und den individuellen Umständen des Patienten ab. Zahlreiche Illustrationen und Bilder ergänzen den gut lesbaren, aussagekräftigen Text. Trotz der komplexen Materie gelingt es Marx, in knapp 90 Seiten das Wesentliche abzuhandeln. Eine repräsentative Fallsammlung ergänzt den Grundlagenteil.

Marx betont die Notwendigkeit der Bisphosphonattherapie bei klarer Indikationsstellung, fordert aber eine objektive Abwägung von Nutzen und Risiken, insbesondere bei der Osteoporosebehandlung. Er betont die Notwendigkeit der Prävention durch den Zahnarzt und der Information durch den verschreibenden Arzt. Das Buch ist klar und übersichtlich geschrieben, alle klinisch relevanten Aspekte des Problems werden dargestellt. Bedauerlich ist nur, dass der Autor die eigene bewährte Stadieneinteilung der American Society of Oral and Maxillofacial Surgeons ändert und somit zu einer gewissen Verwirrung beiträgt. Die Übersetzung von Walter ist flüssig und lässt keine Wünsche offen, auch die Anmerkungen zur Adaptation der therapeutischen Empfehlungen auf die Situation in Deutschland sind zutreffend und wichtig. Die CTX-Bestimmung konnte sich hier bislang nicht durchsetzen und die Empfehlungen zur antibiotischen bzw. operativen Therapie sind hierzulande different. Die S3-Leitlinie der AWMF stellt somit eine gute Ergänzung dar.

Das Buch ist absolut empfehlenswert, nicht nur für Zahnärzte und Kieferchirurgen, es sollte auch Pflichtlektüre sein für alle, die Bisphosphonate verschreiben. Wegen der schnellen Entwicklung auf dem Gebiet und der Einführung neuer Antiresorptiva (Denosumab etc.) sollten weitere Auflagen folgen.