ergopraxis 2014; 7(06): 12-13
DOI: 10.1055/s-0034-1382268
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Carina Schneider, Mariola Barreda Perez, Claudia Klein – Drei CO-OP-Fans

Florence Kranz

Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 June 2014 (online)

 

Der CO-OP-Ansatz hat sich im pädiatrischen Fachbereich bereits erfolgreich etabliert. Warum sollten seine Grundprinzipien nicht ebenso bei erwachsenen neurologischen Klienten funktionieren? Diese Frage inspirierte drei Ergotherapeutinnen zu einer Bachelorarbeit.


#
Zoom Image
Abb.: A. Rohde
Carina Schneider, Mariola Barreda Perez und Claudia Klein …

… lernten sich während ihres Ergotherapie-Bachelorstudiums an der Zuyd Hogeschool in Heerlen kennen, das sie von 2010 bis 2013 absolvierten. Mariola Barreda Perez arbeitet seither als berufliche Trainerin am SRH Beruflichen Trainingszentrum Frankfurt. Carina Schneider leitet die Ergotherapie-Abteilung der Klinik am Stein in Dortmund. Außerdem hat sie gerade mehrere Monate in Indien verbracht, um mit ortsansässigen Therapeuten Therapie- und Ausbildungsinhalte zu erarbeiten. Und Claudia Klein übt aktuell drei Jobs gleichzeitig aus: Sie ist Dozentin für Ergotherapie an der Hephata Ergotherapieschule Fokus gGmbH in Cölbe und arbeitet stundenweise im Zentrum für junge Körperbehinderte in Gladenbach sowie in einer Ergotherapiepraxis. Das Thema der Bachelorarbeit lässt sie bis heute nicht los: Sie hat Videos zur Behandlung von erwachsenen neurologischen Klienten erstellt, die von den kanadischen Kollegen in CO-OP-Fortbildungen verwendet werden. Für die Zukunft schwebt ihr vor, CO-OP-Instruktorin für die Neurologie zu werden oder mit Mariola und Carina ein Handbuch für diesen Bereich herauszugeben.

Der CO-OP-Ansatz in der Neurologie

Die Bachelorarbeit

Mithilfe der metakognitiven Strategie „Ziel-Plan-Tu-Check“ möchte der CO-OP-Ansatz Menschen dazu befähigen, für sie bedeutsame Handlungen (wieder) auszuführen. Dabei nutzen Ergotherapeuten verschiedene Befähigungsprinzipien und -techniken, um ihre Klienten zur Entwicklung eigener Lösungsstrategien anzuregen. Der Ansatz beruht auf einer lerntheoretischen Sichtweise und stellt die Klientenzentrierung in den Mittelpunkt. Ursprünglich für die Pädiatrie entwickelt, dürfte er sich ebenso für andere Fachbereiche eignen. Zum Beispiel für die Neurologie. Carina Schneider, Mariola Barreda Perez und Claudia Klein analysierten dieses mögliche Einsatzgebiet in ihrer qualitativen Studie. Sie baten sechs Ergotherapeutinnen, ihre Erfahrungen mit dem CO-OP-Ansatz in der Behandlung von erwachsenen Klienten in der Neurologie zu beschreiben.


#

Ergebnisse

Die Studie bestätigt erste internationale Forschungsergebnisse, wonach der CO-OP-Ansatz bei erwachsenen neurologischen Klienten eingesetzt werden kann. Allerdings sehen die interviewten Ergotherapeutinnen Bedarf, das Konzept an die Voraussetzungen dieser Klientel anzupassen. Demnach sollte die Therapie zunächst nur ein Ziel fokussieren, deutlich mehr als 12 Einheiten umfassen und häufigere Pausen vorsehen. Um die Inhalte erwachsenengerecht zu vermitteln, passen die Ergotherapeuten in ihrer praktischen Arbeit zudem vorhandene Begrifflichkeiten an, verzichten auf den Einsatz einer Handpuppe und verwenden alternative Medien, wie Symboltafeln, Therapie- oder Trainings-Tagebücher.

Außerdem beschreiben die befragten Therapeuten verschiedene Voraussetzungen, die zum Erfolg des CO-OP-Ansatzes beitragen. Demnach benötigt man neben einer CO-OP-Fortbildung vor allem eine klientenzentrierte Herangehensweise und die Fähigkeit, flexibel auf verschiedene Situationen zu reagieren. Damit erwachsene neurologische Klienten tatsächlich von dem Ansatz profitieren, sollten sie sich sprachlich ausdrücken, Problemlösungsstrategien entwickeln, Frustration aushalten und Eigeninitiative ergreifen können. Die interviewten Ergotherapeutinnen empfinden es zudem als förderlich, wenn Klienten über ausreichend Motivation und ein funktionierendes soziales Netzwerk verfügen.


#

Fazit

Der CO-OP-Ansatz eignet sich grundsätzlich auch für erwachsene neurologische Klienten, die angemessene kognitive Fähigkeiten mitbringen. Um den Bedürfnissen und Voraussetzungen dieser Klientel gerecht zu werden, empfehlen die Ergotherapeutinnen folgende Adaptionen:

  • > Therapeutin und Klient verständigen sich zunächst auf ein Therapieziel.

  • > Die Anzahl der Therapieeinheiten übersteigt die ursprünglich vorgesehenen 12 Einheiten deutlich und ermöglicht häufige Wiederholungen.

  • > Eine Therapieeinheit integriert mehrere Pausen.

  • > Die Ergotherapeutin vermittelt die Inhalte erwachsenengerecht und stimmt die genutzten Begrifflichkeiten und Medien auf die Voraussetzungen ihres Klienten ab.

→ Barreda Perez M, Klein C, Schneider C. Der CO-OP-Ansatz (Cognitive Orientation to daily Occupational Performance) in der Neurologie. Bachelorarbeit an der Zuyd Hogeschool; 2013


#
#
#
Zoom Image
Abb.: A. Rohde