Neonatologie Scan 2014; 03(03): 217-231
DOI: 10.1055/s-0034-1377489
Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zwillingsschwangerschaften und feto-fetales Transfusionssyndrom

Daniela Herzig
,
Maria Delius
,
Uwe Hasbargen
,
Christoph Hübener
,
Tobias Reicherzer
,
Andreas Schulze
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. August 2014 (online)

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Einleitung

Im Jahr 2009 betrug die Rate der Zwillingsschwangerschaften in den Vereinigten Staaten 33,2 pro 1000 Geburten. Damit sind Zwillingsschwangerschaften seit 1980 um 76 % angestiegen, allein seit 1990 um 47 % [1].

Die natürliche Inzidenz einer Zwillingsschwangerschaft beträgt nach der Hellin-Regel 1 : 85, die von Drillingsschwangerschaften 1 : 852, die von Vierlingsschwangerschaften 1 : 853 usw., d. h. es gibt 11,8 Zwillingsgeburten bzw. 0,14 Drillingsgeburten pro 1000 Geburten.

Gründe für die höhere Inzidenz sind u. a. die zunehmende Inanspruchnahme von Verfahren der assistierten Reproduktion und ein höheres mütterliches Alter, da mit zunehmendem Alter der Mutter die Häufigkeit an multifollikulären Zyklen steigt. So waren im Jahr 2009 weniger als 2 % aller Frauen mit Zwillingsschwangerschaften unter 20 Jahre alt, verglichen mit 20 % Zwillingsschwangerschaften bei Frauen im Alter von 45 und älter [1].

Mehrlingsschwangerschaften sind weit häufiger durch mütterliche und kindliche Komplikationen belastet als Einlingsschwangerschaften [2].

Zwillinge bilden einen Anteil von 17 % aller Frühgeburten, 23 % der frühen Frühgeburten (vor der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche), 24 % der Kinder mit geringem Geburtsgewicht (< 2500 g) und 26 % der Kinder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (< 1500 g). Etwa ein Viertel aller Zwillinge benötigt eine intensivmedizinische Betreuung mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 18 Tagen [1] [3] [4], wobei Atemnotsyndrome (29,6 %), intraventrikuläre Blutungen (7,7 %) und schwerwiegende kongenitale Anomalien (7,1 %) die hauptsächlichen neonatalen Komplikationen darstellen [5] [6] [7].

Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften sind fast sechs Mal so häufig während der Schwangerschaft in stationärer Behandlung wie Frauen mit Einlingsschwangerschaften. Die häufigsten Komplikationen sind:

  • vorzeitige Wehen und Frühgeburtsbestrebungen (86,0 %)

  • Anämie (58,1 %)

  • Präeklampsie (33,3 %)

  • postpartale Blutungen (12,3 %)

  • HELLP (Haemolysis, Elevated Liver enzymes, Low Platelets; 10,5 %)

Dies erklärt die etwa 40 % höheren Krankenhauskosten für Mütter mit Mehrlingsschwangerschaften verglichen mit Müttern von Einlingen desselben Gestationsalters [7] [8].

Merke: Mehrlingsschwangerschaften sind mit erheblich erhöhten Gesundheitsrisiken für die Mutter und die Kinder behaftet.