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DOI: 10.1055/s-0034-1372683
Nierenersatztherapie und -neubildung –Science oder Science Fiction?
Publication History
Publication Date:
21 March 2014 (online)

Jahr für Jahr zeigt sich, dass die Notwendigkeit zur Nierenersatztherapie bei Patienten auch im Rahmen der demografischen Entwicklung immer häufiger wird. Die Möglichkeiten zur Nierenersatztherapie sind mittlerweile hervorragend gegeben und die Verfahren technisch bereits sehr ausgereift. Dennoch sind die Ergebnisse noch nicht zufriedenstellend, wie man es sich für ein Nierenersatzverfahren vorstellen würde. Die Patienten können zwar durch die Therapie sehr gut am Leben erhalten werden. Trotzdem entwickeln die Patienten auch aufgrund der Nierenersatztherapie doch erhebliche Nebenwirkungen.
Die Nierentransplantation gilt derzeit als das beste Verfahren, um eine Niereninsuffizienz zu behandeln. Dieses Verfahren funktioniert technisch mittlerweile sehr zuverlässig und auch die immunsuppressiven Protokolle sind sehr gut etabliert. Trotzdem besteht das Problem, dass nicht jeder Patient transplantiert werden kann und auch nicht genügend Organe für eine Transplantation zur Verfügung stehen. Die Wartezeiten auf ein Organ sind lang und in der Zwischenzeit werden Patienten auf den Wartelisten immer kränker. Die Lebendnierentransplantation könnte ein Ausweg sein, aber auch hier zeigt sich ein gravierender Organmangel.
In der vorliegenden Zusammenstellung von Übersichten möchten wir Ihnen die aktuellen Entwicklungen zur Optimierung der Nierenersatztherapie, Weiterentwicklung neuer Verfahren und auch einmal die derzeitigen Möglichkeiten in der Regeneration von defekten Nieren bzw. der Bildung komplett neuer Nieren vorstellen. Der erste Beitrag von PD Markus Tölle, Berlin, beschreibt die Entwicklung von neuen Dialyse- und Aphereseverfahren auch für nicht primär nephrologische Erkrankungen. Hier wird der Fokus vor allem auf Verfahren zur Verhinderung einer Herzinsuffizienz gelegt. Es stellt sich die Frage, welche Verfahren möglich sind und ob diese auch für den Patienten einen wirklichen Erfolg darstellen.
Der zweite Beitrag von Dr. Wolfgang Weiß et al., Berlin, beschäftigt sich mit der Entwicklung einer „tragbaren“ Dialyseoption – der Dialyse to go. Die Autoren stellen vor, welche aktuellen Entwicklungen bei den Nierenersatzverfahren möglich sind bzw. welche Ansätze derzeit ausgetestet werden. Im dritten Beitrag bekommt man gelegentlich das Gefühl, dass man es mit Science Fiction zu tun hat. Hier möchte ich Ihnen einen Überblick geben, wie derzeit die Möglichkeit zur Regeneration von defekten Nieren besteht bzw. auch welche Optionen wir haben, ggf. Organe komplett neu herzustellen. Die aktuell verfolgten Ansätze werden vorgestellt und diskutiert. Sicherlich ist in diesem Bereich noch ein weiter Weg zurückzulegen. Aber die Entwicklungen in der Stammzellforschung haben interessante Möglichkeiten eröffnet.
In der Rubrik „Journal-Club“ stelle ich Ihnen eine Studie vor, die sich mit dem Thema beschäftigt, ob eine HDF-Therapie der konventionellen High-Flux-Dialyse überlegen sein könnte. Seit Jahren beschäftigt man sich mit dem Thema. Registerdaten geben Hinweise, dass das Verfahren besser sein könnte, jedoch gab es bisher keine klare Morbiditäts- bzw. Mortalitätsstudie.
Ich hoffe, Ihnen in dieser Zusammenstellung interessante Einblicke in die nähere und auch ferne Zukunft der Nierenersatztherapien geben zu können. Sicherlich sind nicht alle Inhalte direkt praktisch im Alltag für unsere Patienten nutzbar. Patienten fragen jedoch auch immer wieder, wie sich die Zukunft entwickeln kann und wann endlich eine Niere regeneriert oder vielleicht auch neu gebildet wird. Vielleicht können die Übersichten hierzu einen Einblick geben. Viel Vergnügen beim Lesen,
Ihr
Prof. Dr. Markus van der Giet,
Berlin