Der Nuklearmediziner 2014; 37(03): 143-144
DOI: 10.1055/s-0034-1370982
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nuklearpneumologie – State of the Art

Nuclear Pneumology – State of the Art
W. M. Schäfer
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Publikationsdatum:
18. August 2014 (online)

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Prof. Dr. Wolfgang M. Schäfer

Die Diagnostik von Lungenerkrankungen ist ein wichtiger und etablierter Bestandteil im Portfolio des Nuklearmediziners.

Hier blicken wir auf eine über 40-jährige Geschichte zurück, so publizierten Wagner et al. bereits 1964 im New England Journal of Medicine unter der Überschrift „Diagnosis of massive pulmonary embolism in man by radioisotope scanning“ [1].

Die Lungenemboliediagnostik mittels nuklearmedizinischer Verfahren hat nach ihren Anfängen initial einen rapiden Zuwachs erlebt, ist in den letzten Jahren – meines Erachtens unverdienterweise – aber etwas ins Hintertreffen geraten. Hier hat die CT-Diagnostik sicherlich einen zunehmenden Stellenwert erhalten, wobei institutionelle Vergleiche zwischen der CT- und der nuklearmedizinischen Diagnostik oft nicht auf Augenhöhe geführt werden, da die CT-Diagnostik mit modernsten Geräten durchgeführt wird, wohingegen die nuklearmedizinische Lungenemboliediagnostik leider oft antiquiert betrieben wird. Aus unserer Sicht sollte im Jahr 2014 eine vernünftige Lungenemboliediagnostik in der Nuklear­medizin nur in Ventilations- und Perfusionstechnik und zumindest in SPECT, besser noch in SPECT/CT-Technik durchgeführt werden. Wie sich die methodischen Weiterentwicklungen in der Nuklearmedizin positiv auf die Genauigkeit der Diagnostik ausgewirkt haben, wird Gegenstand eines Beitrags zur Lungenemboliediagnostik in der vorliegenden Ausgabe sein.

Neben der Emboliediagnostik ist die präoperative Quantifizierung zur Abschätzung der postoperativ verbleibenden Lungenfunktion nach lungenchirurgischen Eingriffen eine Domäne der Nuklearmedizin. Hier konnte gezeigt werden, dass der Einsatz einer CT-basierten 3D-Quantifizierung erheblich genauere Daten als die des bisherigen planaren Ansatzes erbringt, wobei der planare Ansatz ja per se auf vielen Annahmen beruht, die oft nicht erfüllt sind. Ein Beitrag dieses Heftes wird sich ausschließlich diesem Quantifizierungsthema widmen; in der eigenen Klinik konnten wir feststellen, dass der Einsatz der 3D-Quantifizierung der Perfusions-SPECT anhand des Low-dose-CT aus der SPECT/CT zu einer sehr deutlichen Akzeptanzsteigerung des Verfahrens bei den Pneumologen und den Thoraxchirurgen geführt hat.

Ein Beitrag eines Pneumologen eröffnet uns die Sicht auf unser Fach aus dem Blickwinkel des ­Zuweisers. Naturgemäß interessieren den Pneumologen nicht nur die Emboliediagnostik und die Frage der funktionellen Operabilität von Pa­tienten mit Lungenerkrankungen, sondern insbesondere auch die Frage nach der Ausdehnung (lokal und distant) von Tumorerkrankungen der Lunge. Dies ist eine Domäne der 18F-FDG-PET/CT, welche in diesem Kontext ja erfreulicherweise durch den GBA als zugelassene Indikation im KV-Bereich bewertet wurde.

Wenn die Diagnostik einer malignen Lungenerkrankungen in einem kurativ möglichen Ansatz mündet, ist eine definitive Therapie nicht nur chirurgisch, sondern auch strahlentherapeutisch möglich. Hier wird zurzeit in der PET-Plan-Studie untersucht, wie gut eine PET-basiert geplante Strahlentherapie im kurativen Ansatz des Bron­chialkarzinoms ist. Hierzu wird der aktuelle Stand der Studie beschrieben und auch noch einmal die zugrunde liegende Motivation und die wissenschaftliche Herangehensweise aktuell dargestellt.

Neben den neoplastischen Erkrankungen der Lunge gibt es ja auch eine Vielzahl von entzündlichen Erkrankungen der Lunge, die in einem ­eigenen Beitrag inhaltlich dargestellt und systematisch abgearbeitet werden.

Betrachtet man eine Publikationen aus dem Jahr 2013 aus dem British Medical Journal [2], in der wieder zum vermehrten Einsatz der szintigrafischen Embolie- gegenüber der CT-Diagnostik aufgerufen wird, so sehe ich nicht nur im PET/CT die Zukunft für die Diagnostik von Lungen­erkrankungen, sondern durchaus auch eine starke Renaissance der Lungenemboliediagnostik in konventioneller SPECT, besser SPECT/CT-Technik, wenn sie technisch optimal durchgeführt wird. Die lokale Expertise des Nuklearmediziners muss so gut sein, dass der Überweiser bei der Lungenemboliediagnostik unser Fach zumindest als den anderen bildgebenden Verfahren ebenbürtig ansieht.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und hoffe, dass wir als Autoren das Heft so interessant gestalten konnten, dass es nicht nur eine Bereicherung Ihres Wissens bewirkt, sondern auch Einfluss auf das tägliche Handeln haben wird. Denn nur mit einer State-of-the-art-Diagnostik sind wir im kompetitiven Umfeld für die Zukunft gut gerüstet.

 
  • Literatur

  • 1 Wagner Jr HN, Sabiston Jr DC, McAfee JG et al. Diagnosis of massive pulmonary embolism in man by radioisotope scanning. N Engl J Med 1964; 271: 377-384
  • 2 Wiener RS, Schwartz LM, Woloshin S. When a test is too good: how CT pulmonary angiograms find pulmonary emboli that do not need to be found. BMJ 2013; 347: f3368