XX Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin 2014; 3(1): 6-7
DOI: 10.1055/s-0034-1370309
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Dunja Voos
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Publication Date:
19 March 2014 (online)

Osteoporose bei Frauen – Körpergröße, BMI und Gewicht bestimmen Frakturrisiko

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Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) schützt vor postmenopausalen Frakturen – das haben einige Studien gezeigt. Doch Übergewichtige dürften nicht zu erleichtert sein, denn ab einem BMI über 30 kg / m2 wird es wieder problematisch: Hier steigt unter anderem das Risiko für Beinfrakturen an. Wie Körpergröße, BMI und Gewicht mit dem Frakturrisiko zusammenhängen, untersuchten die Knochenspezialistin Juliet E. Compston und ihre Kollegen von der Universität Cambridge, Großbritannien.

Die „Global Longitudinal Study of Osteoporosis in Women“ (GLOW) ist eine prospektive Kohortenstudie, die Frakturen bei Osteoporose erforscht. Juliet E. Compston untersuchten die Daten von 52 939 Frauen, die aus 723 Arztpraxen aus 10 Ländern weltweit stammen. Sie wurden zu Frakturen vor Studienbeginn befragt. Alle Daten beruhen auf Befragungen – Röntgenbilder standen nicht zur Verfügung. Die Wissenschaftler begleiteten die Studienteilnehmerinnen 3 Jahre lang und befragten sie nach einem, nach zwei und drei Jahren erneut.

Insgesamt hatten 3628 Frauen (6,9 %) innerhalb dieses Drei-Jahres-Zeitraumes eine Fraktur. Zu den häufigsten Frakturen zählten Handgelenksfrakturen (923 betroffene Frauen), Fußgelenksfrakturen (550 Frauen), Rippenfrakturen (536 Frauen) und Oberarm- bzw. Schulterfrakturen (484 Frauen).

Es zeigte sich, dass eine Zunahme des BMI von 5 kg / m2 mit einer Abnahme des Risikos für Frakturen bestimmter Körperregionen verbunden war: Die Hazard Ratio (HR) betrug

  • 0,8 (95 % Konfidenzintervall [CI] = 0,71–0,90) für Hüftfrakturen

  • 0,83 (0,76–0,92) für klinische Wirbelsäulenfrakturen und

  • 0,88 (0,83–0,94) für Frakturen des Handgelenks (jeweils p < 0,001).

Für Fußgelenkfrakturen galt hingegen: Eine Zunahme des BMI von 5 kg / m2 war mit einer Zunahme des Frakturrisikos verbunden.

Körpergröße ist entscheidend

Besonders auf die Körpergröße kommt es anscheinend bei Oberarm-, Schulter- und Klavikulafrakturen an. Hier betrug die HR pro 10 cm Steigerung der Körpergröße 0,85 (0,75–0,97; p = 0,02) für Oberarm- und Schulterfrakturen sowie 0,73 (0,57–0,92; p = 0,009) für Klavikulafrakturen.

Auch bei Wirbelsäulenfrakturen spielt die Körpergröße eine entscheidende Rolle: Pro 10 cm Zuwachs in der Körpergröße stieg in dieser Studie das Risiko für eine Wirbelsäulenfraktur an (HR = 1,6 pro 10 cm, 95 % CI = 1,1–2,3). Erstaunlicherweise nahm das Risiko für Oberarm-, Schulter- und Klavikulafrakturen mit zunehmender Größe ab. Diesen Zusammenhang konnten sich die Autoren nicht erklären. Neben den hier untersuchten Faktoren seien auch die Art des Sturzes, die Frequenz der Stürze, die Sturzrichtung, die Schutzreaktionen der Person, die Knochenbreite und relative Kortikalisdicke sowie die mechanische Einwirkung durch das Körpergewicht beim Sturz bedeutsam für das Frakturrisiko, so die Autoren. XX

Fazit

Es lässt sich keine allgemeingültige Aussage darüber treffen, ob ein hoher BMI vor Frakturen nach der Menopause schützt oder nicht. Auch das Gewicht und die Größe sind entscheidend. Je nach Körperregion zeigten sich unterschiedliche Zusammenhänge.

Dr. Dunja Voos, Pulheim

Quelle: Compston, Juliet E. et al. Relationship of Weight, Height, and Body Mass Index with Fracture Risk at Different Sites in Postmenopausal Women: The Global Longitudinal Study of Osteoporosis in Women (GLOW). Journal of Bone and Mineral Research, doi: 10.1002/jbmr.2051


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