Psychiatr Prax 2014; 41(06): 331-335
DOI: 10.1055/s-0034-1369851
Kritisches Essay
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

40 Jahre Kliniksuizidverbundstudie der AG „Suizidalität und Psychiatrisches Krankenhaus“[*]

40 Years In-Patient Suicide Research of the Working Group „Suicidality and the Psychiatric Hospital“
Manfred Wolfersdorf
1   Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bezirkskrankenhaus Bayreuth
,
Rüdiger Vogel
2   Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am BHK Günzburg
,
Rainer Vogl
3   Psychiatrische Tagesklinik, Geislingen
,
Ferdinand Keller
4   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
,
Hermann Spießl
5   Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bezirkskrankenhaus Landshut
,
Friedrich Martin Wurst
6   Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Christian-Doppler-Klinik, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg/Österreich
,
und AG „Suizidalität und Psychiatrisches Krankenhaus“› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. April 2014 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen: Rückblick zum sog. Kliniksuizid in den Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in den letzten vier Dekaden und Beschreibung der Ergebnisse der Kliniksuizidforschung.

Methode: Zusammenfassung der Ergebnisse der AG „Suizidalität und Psychiatrisches Krankenhaus“ einschließlich Literaturübersicht, vor allem im deutschsprachigen Raum.

Ergebnis: Die Zunahme der sog. Kliniksuizide in den 70er- und 80er-Jahren ist belegt. Zwei weitere Ergebnisse der Verlaufsbeobachtung über mehrere Jahrzehnte hinweg sind wichtig, 1) die deutliche Abnahme der Kliniksuizidrate im letzten Jahrzehnt und 2) der Verdacht auf eine Verschiebung des Diagnoseprofils von der schizophrenen Risikogruppe hin zur depressiv (ICD-10: F3) kranken Gruppe.

Schlussfolgerungen: Suizide während klinischer Behandlungen sind schon immer ein besonders bedeutsames Thema der Psychiatrie. Der Verdacht liegt nahe, dass durchgreifende Veränderungen struktureller und ideologischer Art sich auch in Veränderungen des Patientenprofils und -verhaltens, hier der Suizidalität, niederschlagen. Dass andererseits die stete Beschäftigung und multiprofessionelle Fort- und Weiterbildung im Themenfeld Suizidalität sinnvoll ist, zeigt der starke Rückgang der Kliniksuizidraten im letzten Jahrzehnt.

Abstract

Objective: To give an retrospective overview according to the so-called in-patient suicide especially in German psychiatric hospitals.

Method: Summary of results of the working group “Suicidality and the psychiatric hospital” during the last four decades in Germany.

Results: First, it could be shown that there was a real increase of in-patient suicides during the 70th and 80th years. Two other results are important 1) an impressive decrease of suicide rates in the two last decades and 2) the observation of a change from the new high-risk group “young schizophrenic patients” back to the traditional suicide risk group of depressed patients.

* Gewidmet Herrn Prof. em. Dr. med. Günter Hole, ehemals Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weissenau, heute Zentrum für Psychiatrie „Die Weissenau“, und ehemals Ordinarius für Psychiatrie der Abteilung Psychiatrie 1 der Universität Ulm, zum 85. Geburtstag in dankbarer Verehrung.


1 Mitglieder der AG „Suizidalität und Psychiatrisches Krankenhaus“: A. Temme, A. Drenckhahn, B. Müller, B. Stelzer, C. Gruber-Weiss, E. Stotz, E. Etzersdorfer, F. M. Wurst, G. Rief-Mohs, H. Münzel, J. Winter, J. Böhler, J. Karitzky, J. Köhler, M. Eckert-Bilic, M. Reuber, M. Wolfersdorf, M. Ritz, M. Grebner, M. Stork, M. Heckmann, R. Vogl, R. Vogel, S. Röcker, T. Neuner, T. Gersner, T. Lutter, I. Neef, U. Danneberg, C. Franke.