Krankenhaushygiene up2date 2014; 09(01): 5-6
DOI: 10.1055/s-0034-1367499
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Universelle Staphylokokkendekolonisation auf Intensivstationen

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Publication Date:
25 February 2014 (online)

Fazit

Die Studie imponiert zunächst durch die große Zahl an eingeschlossenen Patienten und Institutionen, die in der Tat eine Alltagssituation und die Umsetzungsmöglichkeit von Interventionen in der Praxis widerspiegelt, sodass die Beschreibung als „pragmatische clusterrandomisierte Studie“ der Autoren gerechtfertigt ist. Die Autoren beschreiben eine 90 %-ige Compliance mit den Interventionen. Die Ergebnisse der Gruppe 1 zeigen den zu erwartenden Hawthorne-Effekt. Interessanterweise weist die Gruppe 3 zwar die niedrigsten Raten einer klinischen MRSA-Akquisition und die deutlichste Reduktion der Blutstrominfektionen insgesamt auf, letztere aber nur bei einem primär erhöhten Ausgangsniveau. Die Rate der MRSA-Blutstrominfektionen wurde hingegen nicht deutlich verändert. Insgesamt liefert die Studie Hinweise auf eine Effektivität keimlastreduzierender Maßnahmen in Form von nasaler und Ganzkörperdekolonisation bei Intensivpatienten, beschreibt aber keineswegs ein „Allheilmittel“ zur Reduktion von Blutstrominfektionen. Leider erlaubt die Studie keine Differenzierung der Einzeleffekte (nasal vs. Ganzkörperdekolonisation). Die Gruppe der gezielten Dekolonisation war auf MRSA-Screening beschränkt und umfasste nicht die Gruppe aller Staphylokokkenträger, die insbesondere in Ländern mit geringer(er) MRSA-Last interessant wäre. Auch fehlt eine Risikostratifizierung der Patienten (Kurz- vs. Langlieger, Schweregrad der Erkrankung) und die Autoren weisen zu Recht auf die Gefahren der Resistenzbildung v.a. gegenüber Mupirocin hin. Da diese in Deutschland bereits zu beobachten ist, kann eine unkritische Übernahme der universalen Dekolonisationsbehandlung aller Intensivpatienten derzeit nicht empfohlen werden. Vielmehr erscheint eine auf die Institution angepasste, risikoadaptierte Strategie zur keimlastreduzierenden Ganzkörperwaschung, ggf. unter Verwendung von Antiseptika statt Antibiotika zur nasopharyngealen Dekolonisation, bei Langliegern und Risikopatienten für eine Blutstrominfektion sinnvoll.