Aktuelle Urol 2014; 01(01): 49-68
DOI: 10.1055/s-0034-1365809
Fortbildung
Uroonkologie der Prostata
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die roboterassistierte radikale Prostatektomie

Literaturreview zum onkologischen und funktionellen Outcome
Christian Gilfrich
,
Sabine Brookman-May
,
Matthias May
,
Steffen Lebentrau
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Publication History

Publication Date:
05 June 2014 (online)

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Zusammenfassung

Im Jahr 2000 erfolgte in Frankfurt am Main die weltweit erste roboterassistierte radikale Prostatektomie (RARP) in der Therapie des Prostatakarzinoms (PCA). Es fand seitdem eine schnelle Verbreitung dieser innovativen Operationsmethode statt. In den USA ist die RARP bereits die am häufigsten durchgeführte Therapieform des lokal begrenzten PCAs, obwohl die Vorteile dieser minimalinvasiven Prozedur gegenüber anderen Verfahren bislang nicht anhand prospektiver, randomisierter Studien untersucht wurden. Vor dem Hintergrund der auch in Deutschland zu verzeichnenden raschen Zunahme der RARP als primäre Therapie des lokalisierten PCAs soll der vorliegende Artikel einen kritischen Überblick über bisher in der internationalen Literatur publizierte onkologische und funktionelle Ergebnisse der RARP bieten. Die Arbeit orientiert sich hierbei an den Pentafecta-Outcome-Kriterien (kein PSA-Rezidiv, vollständige Erlangung der Harninkontinenz und Erektionsfähigkeit, negativer chirurgischer Schnittrand und keine postoperativen Komplikationen), die 2011 von Patel et al. erstmalig beschrieben wurden.

Kernaussagen
  • Die RARP stellt nach nunmehr 14-jähriger Evolution ein fest etabliertes chirurgisches Verfahren in der Therapie des lokalisierten PCA dar.

  • Auch in Abwesenheit von Level-1-Evidenz zeigt die vorhandene Datenlage die RARP im Vergleich mit den anderen operativen Strategien als ein hinsichtlich der onkologischen und funktionellen Sicherheit zumindest äquivalentes Verfahren zu offen operativen und nicht roboterassistierten laparoskopischen Verfahren.

  • Die Studienlage belegt Vorteile für die RARP in der Zeitdauer bis zur Wiedererlangung der Harnkontinenz und in diversen weichen Indikatoren (Blutverlust, Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus, Zeit bis zur Katheterentfernung, Zeit bis zur Wiederkehr der vollständigen körperlichen Leistungsfähigkeit, kosmetisches Ergebnis).

  • Auch für die RARP existiert eine nicht zu vernachlässigende Lernkurve, die Ergebnisse sind somit, wie bei anderen Eingriffen auch, von der Expertise des Operateurs abhängig.

  • Die technologischen Vorteile des da Vinci-Systems führen zu einer hohen chirurgischen Präzision, wobei sich zukünftige Systemverbesserungen heute bereits abzeichnen.

  • Die wesentliche noch zu lösende Limitierung der RARP besteht in den hohen Anschaffungs- und Instandhaltungskosten des da Vinci-Systems.