Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 02(06): 714-715
DOI: 10.1055/s-0033-1363724
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DGKM-FORUM
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Medizinisches Management von MANV-Lagen > 50

Hermann Josef Bail
,
Benedikt Friemert
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Publication Date:
09 January 2014 (online)

Am 20. September 2013 fand in Bonn (Bundesministerium des Inneren) das 1. DGKM-Forum (Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin e. V.) statt. Ziel dieses Forums war es, sich mit dem Management der MANV-Lagen, hier insbesondere mit denen > 50, zu beschäftigen. Seitens der DGU waren PD Dr. Hermann Josef Bail (Nürnberg) und Prof. Dr. Benedikt Friemert (Ulm) eingeladen.

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Katastrophenalarm: Wenn es wie am 8. April 2011 auf der A 19 in Meckenburg-Vorpommern zu einem Massenanfall von Verletzten kommt, sind notärztliche Kapazitäten schnell ausgeschöpft.
Foto: Feuerwehr Güstrow

Im ersten Vortrag stellte Prof. Dr. Latasch, Präsident der Gesellschaft und Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Frankfurt, anhand des Beispiels der Stadt Frankfurt die Organisation/Planung, aber auch die Grenzen der Möglichkeiten der Versorgung dar. Er begann mit der Darstellung der Planungsphase und den vorbereitenden Maßnahmen für einen Massenanfall von Verletzten (MANV). Dabei konnte er sehr anschaulich darstellen, dass eine solche Lage einer intensiven Vorplanung und Vorbereitung bedarf, insbesondere in einer Großstadt. Für ganz wesentlich hielt er die Notwendigkeit, alle Player, die bei der Bewältigung einer MANV-Lage gebraucht werden, in die Planungen mit einzubeziehen. Er stellte dann im Weiteren heraus, dass selbst in einer Großstadt wie Frankfurt bei einem MANV sehr schnell die notärztlichen Kapazitäten erschöpft seien. So stehen ihm für 1,2 Millionen Personen (am Tage) nur fünf Notärzte zur Verfügung. Auch die klinischen Kapazitäten sind bei einem Großschadensereignis schnell an ihrer Grenze angelangt. In einer solchen MANV-Lage muss, jedenfalls zeitweise, auf eine individualmedizinische Versorgung verzichtet werden, sie kann schlicht nicht mehr sichergestellt werden. Am Ende seines Vortrages stellte er noch die Thematik der Vorsichtung durch ärztliches Hilfspersonal zur Diskussion. Mit dieser Vorsichtung könne der Problematik der Mangelressource Arzt im Rahmen eines MANV begegnet werden, so seine eindeutige Auffassung. Es komme ganz wesentlich auf eine schnelle Einschätzung der Verletztenschwere an, um die richtigen organisatorischen Maßnahmen (zum Beispiel Transport) einleiten zu können. Allerdings müsse immer nachträglich eine ärztliche Sichtung erfolgen. Über den Ort, wo diese stattfinden müsse, zeigte er sich in der Interpretation großzügig. So war er der Auffassung, dass diese abschließende Sichtung auch im Krankenhaus stattfinden könne. Anschließend entwickelte sich eine sehr lebhafte Diskussion, die dann am Nachmittag im Rahmen der Podiumsdiskussion weitergeführt wurde.