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DOI: 10.1055/s-0033-1363698
Verspätete Behandlungen kosten Deutschland jährlich 217 Millionen Arbeitsstunden
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. Januar 2014 (online)

Eine Millionen mehr Beschäftigte als bisher könnten täglich zur Arbeit gehen, wenn sie besseren Zugang zu frühzeitiger Intervention bei muskuloskelettalen Erkrankungen (MSD) wie Rückenschmerzen hätten. Dies ist einem von der Work Foundation verfassten Bericht der Fit for Work Europe Coalition zu entnehmen, der im Oktober 2013 in Brüssel vorgestellt wurde.
Nachdem viele EU-Mitgliedsstaaten damit rechnen müssen, dass bis 2030 bei 50 Prozent der Bevölkerung muskuloskeletale Erkrankungen diagnostiziert werden, rät der Bericht dringend dazu, einer frühzeitigen Behandlung von MSD höchste Priorität einzuräumen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus veranschaulicht die Studie, wie mit Hilfe eines erprobten und bewährten Modells dauerhafte Arbeitsbeeinträchtigungen länderübergreifend um 50 Prozent reduziert werden könnten.
MSD gelten als die EU-weit häufigste Ursache für krankheitsbedingte Ausfälle: 44 Millionen Beschäftigte leiden an muskoskelettalen Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Verspannungen in Nacken, Schultern und Armen. Die Fehlzeiten und Produktivitätsausfälle verursachen jährlich Kosten in Höhe von bis zu 240 Milliarden Euro. Das entspricht zwei Prozent des EU-weiten Bruttoinlandprodukts. Der Bericht fordert deshalb die EU-Mitgliedsstaaten auf, zwischen Regierungsbehörden, Arbeitgebern und Medizinern koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um das Problem anzugehen und Kosten in Milliardenhöhe einzusparen sowie den von den massiven Beschwerden Betroffenen zu helfen.


„Unsere Analyse hat ergeben, dass der Zugang zu frühzeitiger medizinischer Intervention für Beschäftigte mit MSD derzeit keine Priorität hat“, sagte Prof. Stephen Bevan, Gründungspräsident der Coalition, die praktizierende Ärzte, Patientenverbände, Ökonomen und Forscher vertritt, die sich für gesundheitsfördernde Bedingungen für Arbeitnehmer einsetzen. „Tausende Beschäftigte sind unnötig lange krank oder fallen dauerhaft aus, obwohl bewährte Maßnahmen dabei helfen könnten, ihre Genesung zu beschleunigen und sie früher an den Arbeitsplatz zurückzubringen“, fügte er hinzu.
Land |
Fehltage in Folge von MSD |
Zahl der zur Verfügung stehenden Beschäftigten entsprechend der in Madrid erzielten Ergebnisse |
Zahl der zur Verfügung stehenden Beschäftigten bei einer Reduzierung um 25 % |
---|---|---|---|
Deutschland |
217 Mio. |
479.973 |
307.675 |
Großbritannien |
35 Mio. |
62.045 |
39.773 |
Spanien |
26 Mio. |
46.091 |
29.545 |
Polen |
21,7 Mio. |
38.538 |
24.704 |
Frankreich |
13,4 Mio. |
23.724 |
15.208 |
Österreich |
7,7 Mio. |
13.650 |
8.750 |
Irland |
7 Mio. |
12.409 |
7.955 |
Finnland |
5,15 Mio. |
9.142 |
5.860 |
Rumänien |
3,15 Mio. |
5.594 |
3.586 |
Slowenien |
2,47 Mio. |
4.379 |
2.807 |
Griechenland |
1,2 Mio. |
2.472 |
1.584 |
Estland |
1,02 Mio. |
1.815 |
1.164 |
Gesamt |
102 Mio. |
699.832 |
448.610 |
Tabelle Fehltage aufgrund muskuloskelletaler Erkrankungen in Europa: Da die Bezeichnung von Patienten bei Frühinterventionsdienstleistungen in den Ländern erheblich variiert, basieren die hier erhobenen Daten auf einer vorsichtigen Schätzung zur Verbesserung der Gesamtsituation um 25 Prozent, statt um die in Madrider Klinik erzielten 39 Prozent. Nichtsdestoweniger wäre die Zahl verhinderter Ausfälle auch bei dieser konservativen Schätzung erheblich und zeigt die signifikante Wirkung, die ein breiterer Zugang zu früher Intervention EU-weit erzielen würde.