manuelletherapie 2013; 17(05): 239-240
DOI: 10.1055/s-0033-1363154
Buchbesprechung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

E-LEARNING-KURS

Christine Weber-Lechner
1   ulmkolleg, Oberberghof 5, 89081 Ulm
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Publication History

Publication Date:
19 December 2013 (online)

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E-Learning-Kurs zum Selbststudium: Übungen in der Physiotherapie

In dem E-Learning-Kurs beschreibt die Autorin die 3 Säulen des Selbstmanagements für Patienten:

  • Patientenedukation;

  • Ergonomisches Verhalten;

  • Therapeutische Übungen.

Bilder und Kurzfilme verdeutlichen ihre Ausführungen, und über Selbstkontrollfragen haben die Leser die Möglichkeit, ihr erworbenes Wissen zu testen.

Äußere Form

Der Kursaufbau ist sehr übersichtlich gestaltet. Auf der 1. Seite wird Renate Wiesner vorgestellt und ein kurzer Überblick über die Buchinhalte gegeben. Hier finden sich auch Icons, die die Möglichkeit zur Interaktion in einem Forum, Notizen und den Schriftverkehr direkt mit der Autorin bieten.

Beim Anklicken des Titels „Übungen in der Physiotherapie“ werden die Kursinhalte thematisch gegliedert dargestellt. Beim erneuten Anklicken der einzelnen Gliederungspunkte erscheint eine Feingliederung der Inhalte in einem neuen Fenster. Diese Themen können in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden. Streicht man mit dem Mauszeiger über die einzelnen Themenblöcke, öffnet sich ein weiteres Fenster mit einer Auflistung der in diesem Kapitel behandelten Inhalte.

Der Einstieg zu den Themen geschieht stets über die Formulierung des Lernziels. Für die Leser stellt das eine gelungene inhaltliche Orientierungshilfe dar. Die einzelnen Themen sind sowohl praktisch als auch theoretisch sehr ausführlich behandelt und mit gut aufbereiteten Bildern und Videosequenzen veranschaulicht. Mit einem „i“ gekennzeichnete Fremdwörter und Fachbegriffe werden durch Anklicken genauer erklärt. Abgerundet werden die thematischen Einheiten mit zu bearbeitenden und anschließend sofort korrigierten und verbesserten Selbstkontrollfragen.

Für die Leser ist es jederzeit möglich, zwischen den einzelnen Themenbereichen zu wechseln und den Inhalt nach eigenem Interesse zu bearbeiten. Innerhalb eines Themas können sie allerdings nur chronologisch vorgehen.

Zum Abschluss des Buches sind alle Kontrollfragen gesammelt und können erneut bearbeitet werden. Diese Fragen umfassen Zuordnungsaufgaben und Lückentexte.

Die äußere Form ist sehr ansprechend gestaltet, und man findet sich innerhalb des E-Learning-Buches gut zurecht. Die Inhalte und die Form der Darstellung sind sehr übersichtlich und laden zum Lesen ein.

Inhalte

Das 1. Kapitel (Theoretische Grundlagen) geht einerseits teilweise tief ins Detail, andererseits bleibt es aber auch sehr an der Oberfläche. Die Bilder fügen sich optisch gut ein, stellen jedoch nicht immer einen unmittelbaren Bezug zum Text her. Das gilt auch für die Filmsequenzen. Bild und Sprachqualität sind sehr hoch und in deutlich verständlichem Schweizer Dialekt gesprochen. Die Zielsetzung erschließt sich dem Leser jedoch nicht unmittelbar und führt – auch bedingt durch ihre Länge – eher zum Abflachen der Aufmerksamkeit.

In den 2 folgenden Kapiteln werden anhand von Patientenbeispielen und kurz dargestellten Teilbefunden Ziele formuliert und Übungen dazu demonstriert. Welche Hypothesen der Patientendarstellung zugrunde liegen und warum die dargestellte Übungsauswahl getroffen wurde, ist nicht unmittelbar nachzuvollziehen. Die Art der Übungsauswahl erinnert eher an eine Turnstunde als an eine spezifische patientenorientierte Therapieeinheit. Der im Theorieteil in Ansätzen dargestellte Befundaufbau nach dem biopsychosozialen Modell findet im praxisorientierten Teil keine Verwendung mehr.

Wenn man sich durch Patientendarstellungen und Bewegungsübungen durchgearbeitet hat, trifft man zum Abschluss wieder auf die gleichen Fragen, die die einzelnen Lerneinheiten abrunden. Das Überspringen einzelner Fragen ist nicht möglich. Ohne eine Antwort geht es nicht weiter. Ein direkter Bezug zum Text ist bei den Fragen nicht vorhanden. Es erfordert bereits einiges an Vorwissen, um die korrekten Antworten zu finden. Dabei sind die vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten keine richtige Hilfe.

Für mich stellte sich während der Bearbeitung des E-Learning-Kurses die Frage, welche Zielgruppe angesprochen wird. Das 1. Kapitel setzt bereits ein Vorwissen voraus. Dies gilt aber nicht für die Filme. Die praxisorientierten Kapitel sind sehr einfach gehalten und ergänzen nicht zwingend die Theorie im 1. Kapitel. Die dargestellten Übungen dienen als Anregung, reichen aber in ihrer Beschreibung nicht aus, um eine klare Indikation dafür zu erkennen. Im Rahmen einer patientenorientierten individuellen Behandlung sind sie in dieser Form nicht geeignet.

Für unerfahrene Therapeuten ist die Transparenz im Prozess Befund und Therapie zu wenig und ungenau. Erfahrene Therapeuten erhalten weder in der Theorie noch in der Praxis neue Anregungen.

Fazit: Das Projekt, ein Buch als E-Learning-Kurs aufzubereiten, ist meines Erachtens sehr gelungen. Es stellt eine neue Herangehensweise dar, Themen darzustellen und zu vermitteln. Durch die einfache und übersichtliche Handhabung des Programms eignet es sich auch für Therapeuten mit wenig Vorerfahrung mit den neuen Medien.