Eine jüngst publizierte Meta-Analyse der unabhängigen Cochrane Collaboration erlaubt
erstmals Vergleiche immunaktiver Therapeutika zur Behandlung von Multipler Sklerose
[
1
]. Das wichtigste Ergebnis: Die bisherige These von der vergleichbaren Wirksamkeit
aller MS-Basistherapeutika haben die Autoren widerlegt. Interferon beta-1a s. c. (Rebif®) ist innerhalb aller anderen untersuchten Basistherapien hinsichtlich Schubratenreduktion
und Verzögerung der Behinderungsprogression überlegen.
Klinisch relevante Unterschiede
Die Analyse hatte zum Ziel, 11 der wichtigsten MS-Therapeutika[
*
] bezüglich ihrer relativen Wirksamkeit zu vergleichen und nach Effektivität und Nutzen-Risiko-Profil
einzuordnen. Mit dem höchsten Evidenzgrad bewerten die Autoren, dass Interferon beta-1a
s.c. gegenüber anderen MS-Basistherapeutika die Schubaktivität bei Patienten mit schubförmig
remittierender MS (RRMS) am effektivsten reduziert. In Bezug auf die Behinderungsprogression
bei Patienten mit RRMS und sekundär progredienter MS (SPMS) ist für Interferon beta-1a
s. c. mit dem zweithöchsten Evidenzgrad eine signifikant höhere Wirksamkeit als bei
allen anderen MS-Basistherapeutika beschrieben.
Interferon beta-1a i. m. reduziert die Schubwahrscheinlichkeit signifikant weniger
wirksam als Interferon beta-1a s. c. (Verum vs. Placebo: Interferon beta-1a s. c.
median Odds Ratio (OR) 0,45; Interferon beta-1a i.m. median OR 0,83). Dies gilt auch
für die Prävention der Behinderungsprogression: Hier ist Interferon beta-1a i.m. ebenfalls
signifikant weniger wirksam (Verum vs. Placebo: Interferon beta-1a s.c. median OR
0,71; Interferon beta-1a i.m. median OR 0,94).
Im Gruppenvergleich erweist sich Natalizumab, ein ausschließlich zur Eskalationstherapie
zugelassenes MS-Therapeutikum, als effektivste Substanz, gefolgt von Interferon beta-1a
s. c., Mitoxantron, Glatirameracetat und Interferon beta-1b. "Die Unterschiede zwischen
den verglichenen MS-Therapeutika sind klinisch relevant und sollten bei künftigen
Therapieentscheidungen berücksichtigt werden", betonte Prof. Ralf Linker, Geschäftsführender
Oberarzt der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik Erlangen.
Hoher Stellenwert von Meta-Analysen
In der aktuellen Meta-Analyse der Cochrane Collaboration wurden 44 randomisierte,
kontrollierte Studien bis zum Jahr 2010 berücksichtigt. Sie enthält Daten von insgesamt
17401 MS-Patienten mit schubförmig remittierender und progressiver Multiple Sklerose;
die mittlere Studiendauer betrug 24 Monate. Für einen Anwendungszeitraum über 2 Jahre
hinaus konnten die Autoren der Analyse keine Aussagen bezüglich der Wirksamkeit und
des Nutzen-Risiko-Profils der untersuchten Substanzen treffen; Langzeitstudien sind
aus Sicht der Autoren daher empfohlen.
Quelle: Pressemitteilung der Merck Serono GmbH, Darmstadt