Der Klinikarzt 2013; 42(11): 533
DOI: 10.1055/s-0033-1363042
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Aktuelle Cochrane Meta-Analyse – MS-Therapeutika neu bewertet

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Dezember 2013 (online)

 
 

Eine jüngst publizierte Meta-Analyse der unabhängigen Cochrane Collaboration erlaubt erstmals Vergleiche immunaktiver Therapeutika zur Behandlung von Multipler Sklerose [ 1 ]. Das wichtigste Ergebnis: Die bisherige These von der vergleichbaren Wirksamkeit aller MS-Basistherapeutika haben die Autoren widerlegt. Interferon beta-1a s. c. (Rebif®) ist innerhalb aller anderen untersuchten Basistherapien hinsichtlich Schubratenreduktion und Verzögerung der Behinderungsprogression überlegen.

Klinisch relevante Unterschiede

Die Analyse hatte zum Ziel, 11 der wichtigsten MS-Therapeutika[ * ] bezüglich ihrer relativen Wirksamkeit zu vergleichen und nach Effektivität und Nutzen-Risiko-Profil einzuordnen. Mit dem höchsten Evidenzgrad bewerten die Autoren, dass Interferon beta-1a s.c. gegenüber anderen MS-Basistherapeutika die Schubaktivität bei Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) am effektivsten reduziert. In Bezug auf die Behinderungsprogression bei Patienten mit RRMS und sekundär progredienter MS (SPMS) ist für Interferon beta-1a s. c. mit dem zweithöchsten Evidenzgrad eine signifikant höhere Wirksamkeit als bei allen anderen MS-Basistherapeutika beschrieben.

Interferon beta-1a i. m. reduziert die Schubwahrscheinlichkeit signifikant weniger wirksam als Interferon beta-1a s. c. (Verum vs. Placebo: Interferon beta-1a s. c. median Odds Ratio (OR) 0,45; Interferon beta-1a i.m. median OR 0,83). Dies gilt auch für die Prävention der Behinderungsprogression: Hier ist Interferon beta-1a i.m. ebenfalls signifikant weniger wirksam (Verum vs. Placebo: Interferon beta-1a s.c. median OR 0,71; Interferon beta-1a i.m. median OR 0,94).

Im Gruppenvergleich erweist sich Natalizumab, ein ausschließlich zur Eskalationstherapie zugelassenes MS-Therapeutikum, als effektivste Substanz, gefolgt von Interferon beta-1a s. c., Mitoxantron, Glatirameracetat und Interferon beta-1b. "Die Unterschiede zwischen den verglichenen MS-Therapeutika sind klinisch relevant und sollten bei künftigen Therapieentscheidungen berücksichtigt werden", betonte Prof. Ralf Linker, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik Erlangen.


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Hoher Stellenwert von Meta-Analysen

In der aktuellen Meta-Analyse der Cochrane Collaboration wurden 44 randomisierte, kontrollierte Studien bis zum Jahr 2010 berücksichtigt. Sie enthält Daten von insgesamt 17401 MS-Patienten mit schubförmig remittierender und progressiver Multiple Sklerose; die mittlere Studiendauer betrug 24 Monate. Für einen Anwendungszeitraum über 2 Jahre hinaus konnten die Autoren der Analyse keine Aussagen bezüglich der Wirksamkeit und des Nutzen-Risiko-Profils der untersuchten Substanzen treffen; Langzeitstudien sind aus Sicht der Autoren daher empfohlen.

Quelle: Pressemitteilung der Merck Serono GmbH, Darmstadt


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* Interferon beta-1a s.c., Interferon beta-1a i.m., Interferon beta-1b, Glatirameracetat, Natalizumab, Mitoxantron, Methotrexat, Cyclophosphamid, Azathioprin, intravenöse Immunglobuline, Corticosteroide


  • Literatur

  • 1 Filippini G et al. The Cochrane Library 2013; (6)

  • Literatur

  • 1 Filippini G et al. The Cochrane Library 2013; (6)