Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(5): 185
DOI: 10.1055/s-0033-1362846
Journal Club
Geburtshilfe
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intrauterine Infektion – Hyperimmunglobulin zur Prävention der kongenitalen CMV-Infektion

Further Information

Publication History

Publication Date:
29 October 2014 (online)

Hintergrund: Bei einer maternalen Primärinfektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) besteht für das Ungeborene ein hohes Risiko für eine intrauterine Virustransmission. Viele Neugeborene mit kongenitaler CMV-Infektion sind bereits bei der Geburt symptomatisch oder entwickeln im Verlauf sensorische, motorische oder kognitive Defekte. Eine 2005 veröffentlichte nicht randomisierte Studie hatte gezeigt, dass eine der Mutter intravenös applizierte Behandlung mit CMV- Hyperimmunoglobulin die intrauterine Transmissionsrate sowie die kongenitale Erkrankungsrate signifikant senken kann. Die italienische Arbeitsgruppe überprüft diese Ergebnisse anhand einer randomisierten klinischen Studie.

Methoden: In die Placebo-kontrollierte doppelblinde Phase-II-Studie (The Congenital HCMV Infection Prevention Trial; CHIP) wurden zwischen Juni 2009 und März 2011 124 Schwangere mit primärer CMV-Infektion (5–26 SSW) eingeschlossen und innerhalb von 6 Wochen nach dem vermuteten Infektionszeitpunkt in vierwöchigen Abständen mit Hyperimmunglobulin (n = 61) bzw. Placebo (n = 62) i. v. behandelt. Primärer Endpunkt war die Anzahl der postpartal bzw. mittels Amniozentese diagnostizierten kongenitalen CMV-Infektionen. Die sekundären Endpunkte umfassten die maternalen und plazentaren CMV-DNA-Level, immunologische Parameter, fetale sonographische Befunde, das klinische Outcome bei kongenitaler CMV-Infektion sowie die Sicherheit des CMV-Hyperimmunglobulins.

Ergebnisse: Die Daten von 123 Schwangeren konnten ausgewertet werden. 72 Patientinnen hatten eine symptomatische CMV-Primärinfektion. Eine intrauterine Virustransmission trat in 45 Fällen (37 %) auf. Bei 18 Feten wurde pränatal und bei 27 Neugeboren postnatal eine kongenitale Infektion diagnostiziert. 18 kongenitale Infektionen (18/61; 30 %) traten in der Hyperimmunglobulin- und 27 (27/62; 44 %) in der Placebogruppe auf (95 % CI -3–31; p = 0,13). Hinsichtlich der Viruslast im Fruchtwasser infizierter Feten, der viralen DNA-Level in Blut oder Urin sowie der Virus-spezifischen IgM bei infizierten Neugeborenen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Ebenso zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Virusüberträgerinnen und Nicht-Überträgerinnen hinsichtlich der Level Virus-spezifischer IgG- und IgM-Antikörper, der T-Zell-vermittelten Immunantwort sowie der Viruslast im Blut. 20 unerwünschte Wirkungen, darunter 11 schwere Nebenwirkungen bei 10 Frauen wurden beobachtet. Geburtshilfliche Komplikationen (Frühgeburt, Präeklampsie, fetale Wachstumsretardierung) traten in der Hyperimmunglobulingruppe häufiger als in der Placebogruppe auf (13 % vs. 2 %; p = 0,06). Die häufigste Komplikation bei Kindern von Müttern der Hyperimmunglobulin- im Vergleich zur Placebogruppe war die Frühgeburtlichkeit (15 % vs. 2 %; p = 0,06). Das klinische Outcome der Kinder mit kongenitaler Infektion bei Geburt, die fetalen Ultraschallbefunde sowie die mediane plazentare Viruslast unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen.

Fazit

Die Behandlung mit Hyperimmunglobulin hatte weder einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf der CMV-Primärinfektion während der Schwangerschaft noch auf das klinische Outcome der Neugeborenen. Die Vermutung, CMV-Hyperimmunglobulin reduziere die maternale oder plazentare Viruslast, wurde durch die Untersuchungsergebnisse widerlegt.

Dr. Christian Weber, Künzell