Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(3): 95
DOI: 10.1055/s-0033-1362600
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Geburtshilfe
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Pränataldiagnostik – cfDNA-Sequenzierung als Alternative zum Standard Aneuploidie-Screening

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Publication Date:
23 July 2014 (online)

Hintergrund: Im Gegensatz zu Standard-Screenings, bietet die massiv-parallele Sequenzierung zellfreier DNA (cfDNA) im maternalen Plasma eine höhere Sensitivität und Spezifität sowie verbesserte negative Vorhersageraten zur Detektion fetaler autosomaler Aneuploidien. Da cfDNA-Tests jedoch fast ausschließlich in der pränatalen Betreuung von Frauen mit hohem Risiko dokumentiert und durchgeführt wurden, stellt sich die Frage der Leistungsfähigkeit bei schwangeren Frauen mit einem nur geringen Risiko. Bianchi et al. untersuchten dies und evaluierten die Ergebnisse von Standard-Aneuploidie-Screenings im Vergleich zu cfDNA-Tests zur Detektion von Trisomie 21, 18 und 13.

Methoden: Zwischen Juli 2012 und Januar 2013 wurden in einer prospektiven, multiklinischen Blindstudie (Comparison of Aneuploidy Risk Evaluations – CARE) mehr als 1900 Frauen untersucht, die sich in den USA routinemäßig geburtshilflicher Versorgung unterzogen haben. Die Teilnehmerinnen, mindestens 18 Jahre alt (Ø 29,6) mit Einkindschwangerschaften und überwiegend Nicht-Risiko-Patientinnen, hatten zu diesem Zeitpunkt entweder ein Aneuoloidie-Screening durchführen lassen oder planten dies zu tun. Je nach Zeitpunkt des Studienbeitritts wurden folgenden Standard-Screenings durchgeführt: 1. Trimester: PAPP-A und βhCG- (oder total hCG) Messung im mütterlichen Serum mit oder ohne Ultraschall der fetalen Nackentransparanz; 2. Trimester: Vierfach-Screening von MSAFP, hCG, uE3 und Inhibin A; eine Kombination aus Erst- und Zweittrimester-Screening. Zum Test der cfDNA wurde allen Frauen zu Beginn der Studie Blut abgenommen. Die klinischen Ergebnisse zum Ausgang der Schwangerschaft wurden bei Lebendgeburten Anhand von körperlichen Untersuchungen und, im Fall von Totgeburten, durch zytogenetische Tests erhoben.

Ergebnisse: Die Falsch-Positiv-Raten für Trisomie 21 und 18 waren bei cfDNA-Tests signifikant niedriger als beim Standard-Screening: Bei Trisomie 21 wurden respektive 6 bzw. 69 von 1909 untersuchten Frauen fälschlicherweise positiv getestet (0,3 % vs. 3,6 %, p‹0,001) und bei Trisomie 18 3 bzw. 11 von 1905 Frauen (0,2 % vs. 0,6 %, p = 0,03). Beide Methoden erkannten alle Fälle echter Aneuploidie. Die positiven Vorhersageraten bei cfDNA-Tests betrugen 45,5 % für Trisomie 21 (16,7–76,6; 95 %-Konfidenzinterval [KI]) und 40,0 % für Trisomie 18 (5,3–85,3 %, 95 % KI) – respektive 10 bzw. 5 mal höher als bei den Standard-Screenings. Die Falsch-Positiv-Raten für Trisomie 13 zeigten keinen Unterschied zwischen cfDNA Tests und Standard Screenings (0,1 % vs. 0,7 %, p = 0,059) bei 899 untersuchten Teilnehmerinnen.

Fazit

Bei einer für den Klinikalltag repräsentativen Gruppe schwangerer Frauen (Verhältnis geringes / hohes Risiko) zeigt die Verwendung von nicht-invasiven cfDNA-Tests zur Erkennung von Trisomie 21 und 18 eine deutliche Reduzierung der Falsch-Positiv-Raten sowie signifikant höhere positive Vorhersageraten im Gegensatz zu den Standard-Screenings. Auch wenn weitere Studien zu diesem Thema nötig seien, so schließen Bianchi et al. mit der Meinung, dass der Einsatz von cfDNA-Tests als primäre Screening Methode für fetale autosomale Aneuploidie eine ernsthafte Überlegung verdient.

Christoph Joachim, Paderborn