physiopraxis 2013; 11(10): 15-19
DOI: 10.1055/s-0033-1360489
physiopolitik
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Publikationsdatum:
25. Oktober 2013 (online)

Tagung Wissenschaftsrat – Die Puschen stehen schon bereit

Im Jahr 2012 hat sich der Wissenschaftsrat in seinem wegweisenden Papier „Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen“ für eine Akademisierungsquote der Gesundheitsberufe von 10 bis 20 Prozent ausgesprochen. So könnte den steigenden Herausforderungen im Gesundheitswesen begegnet werden. Im September lud der Wissenschaftsrat ein Jahr nach Veröffentlichung seiner Empfehlungen zur Bestandsaufnahme nach Berlin. 230 Personen aus Politik, Medizin, Wissenschaft und von Berufsverbänden sowie Gäste aus dem Ausland diskutierten auf dem Podium, in Workshops und im Plenum.

Große Einigkeit herrschte darüber, dass die (künftige) Gesundheitsversorgung interdisziplinär und auf breiter wissenschaftlicher Grundlage erfolgen muss. Unklar hingegen ist, wie sie ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dabei geht es um Fragen, welche Kompetenzen und Qualifikationsanforderungen den einzubeziehenden und eventuell neu zu etablierenden Berufen zugeschrieben werden sollen und welche Versorgungsleistungen diese im Einzelnen zu erbringen haben. Nicht zuletzt geht es um die Verteilung finanzieller Ressourcen.

Deutlich wurde, dass eine wissenschaftliche Ausbildung und wissenschaftsbasiertes Handeln der Physiotherapie Voraussetzung sind, um künftigen Anforderungen gewachsen zu sein, aber auch um Bestandteil der gesetzlichen Gesundheitsversorgung zu bleiben. Es ist also dringend angeraten, den beschrittenen Weg der Akademisierung weiter zu verfolgen und gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen verbesserte Strukturen und Finanzierungsmöglichkeiten für Forschung und wissenschaftliche Ausbildung einzufordern. Ein nichtwissenschaftliches Handeln ist künftig nicht mehr haltbar. Wir Therapeuten müssen selbst in die Puschen kommen.

Wünschenswert ist, dass der Brückenschlag innerhalb der Berufsgruppe zwischen Akademikern und Nichtakademikern, Schulen und Hochschulen und den Berufsverbänden endlich gelingt. Alle müssen an einem Strang ziehen. Das ist überlebensnotwendig für die Physiotherapie, um als anerkannter Teil des Gesundheitswesens fortzubestehen. Die Puschen stehen schon bereit.

Dörte Hofmann-Kock,
Physiotherapeutin BSc, Kooperationsverbund Hochschulen für Gesundheit e.V., und Robert Richter, Diplom-Medizinpädagoge,
Physiotherapeut, IB Hochschule Berlin

WISSENSCHAFTSRAT

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