Radiologie up2date 2014; 14(01): 35-48
DOI: 10.1055/s-0033-1359271
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multimodale Bildgebung neuroendokriner Tumoren des Gastrointestinaltrakts

Neuroendocrine tumors of the gastrointestinal tract
K. Holzapfel
,
F. C. Gärtner
,
M. Eiber
,
E. J. Rummeny
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Publication Date:
01 March 2014 (online)

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Zusammenfassung

Neuroendokrine Tumoren sind insgesamt selten. Sie können grundsätzlich in allen Organen auftreten und zeigen bezüglich ihres biologischen Verhaltens eine große Heterogenität in Abhängigkeit von Ursprungsorgan, klinischer Symptomatik und Histomorphologie. Neben ausgesprochen seltenen Lokalisationen (z. B. Larynx, Cervix uteri, Ovar, Gallenblase, Leber, Niere) sind neuroendokrine Tumoren überwiegend im Gastrointestinaltrakt und in der Lunge zu finden. Nach ihrer embryonalen Genese teilt man sie ein in neuroendokrine Tumoren des Vorderdarms (Magen, Duodenum, Pankreas, Lunge), des Mitteldarms (Jejunum, Ileum, Appendix, rechtsseitiger Anteil des Kolons) und des Enddarms (linksseitiger Anteil des Kolons, Rektum). Die Rolle der Bildgebung besteht vor allem in der Lokalisation und Darstellung des Primärtumors sowie dem Nachweis von Metastasen. In der Diagnostik von neuroendokrinen Tumoren kommen neben radiologischen Verfahren wie der Computertomografie (CT) und der Magnetresonanztomografie (MRT) auch nuklearmedizinische Techniken wie die Somatostatinrezeptorszintigrafie (SRS) und die Positronenemissionstomografie (PET) unter Verwendung radioaktiv markierter Somatostatinanaloga als Tracer zum Einsatz. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über charakteristische Befunde von neuroendokrinen Tumoren des Gastrointestinaltrakts in den unterschiedlichen bildgebenden Modalitäten.

Abstract

Neuroendocrine tumors (neuroendokrine Tumoren) are rare entities. They can be found in all organs and show substantial biologic heterogeneity depending on involved organ, clinical symptoms and histopathologic morphology. Involvement of organs like larynx, cervix uteri, ovary, gallbladder, liver or kidney is extensively rare. The majority of neuroendokrine Tumoren are found in gastrointestinal tract and lung and are classified as neuroendokrine Tumoren of foregut (stomach, duodenum, pancreas, lung), midgut (jejunum, ileum, appendix, right side of the colon) and hindgut (left side of the colon, rectum). The role of imaging is to localize and delineate the primary tumor and to detect metastases. In the diagnosis of neuroendokrine Tumoren radiologic techniques like computed tomography (CT) and magnetic resonance imaging (MRI) are applied. In certain cases nuclear medicine techniques like somatostatin receptor scintigraphy (SRS) and positron emission tomography (PET) using radioactively labelled somatostatin analogues are used. The present article reviews characteristic imaging findings of neuroendokrine Tumoren of the gastrointestinal tract.

Kernaussagen
  • Neuroendokrine Tumoren des Gastrointestinaltrakts sind selten und treten in den meisten Fällen sporadisch auf, nur 1 – 2 % der Tumoren sind bei Patienten mit vererbten Syndromen wie der multiplen endokrinen Neoplasie (MEN) Typ 1, dem Von-Hippel-Lindau-Syndrom, der Neurofibromatose Typ 1 und der tuberösen Sklerose zu beobachten.

  • Die Lokalisation der Primärtumoren kann bei neuroendokrinen Tumoren des Gastrointestinaltrakts aufgrund ihrer oft geringen Größe Probleme bereiten. Zudem treten die Tumoren häufig multipel auf.

  • Neben umschriebenen, meist hypervaskularisierten, intramuralen oder polypoiden Tumorknoten oder einer umschriebenen Wandverdickung ist insbesondere bei neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms eine ausgeprägte, desmoplastische Begleitreaktion des umgebenden, mesenterialen Fettgewebes ein typischer Befund.

  • Ebenso wie die Primärtumoren sind auch lokoregionäre Lymphknoten- und Lebermetastasen i. d. R. ebenfalls hypervaskularisiert. Die Akquisition einer arteriellen und einer portalvenösen Kontrastmittelphase sind daher von besonderer Bedeutung.

  • Die nuklearmedizinischen Verfahren spielen aufgrund ihrer hohen Sensitivität insbesondere bei hochdifferenzierten neuroendokrinen Tumoren eine zentrale Rolle in der Lokalisation des Primärtumors sowie der Ausbreitungsdiagnostik (Staging).