Aktuelle Dermatologie 2014; 40(01/02): 47-49
DOI: 10.1055/s-0033-1358950
Von den Wurzeln unseres Fachs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

25 Jahre Arnold-Rikli-Preis

25 Years of Arnold Rikli Award
E. G. Jung
,
P. G. Bocionek
Further Information

Korrespondenzadressen

Prof. Dr. med. Ernst G. Jung
Maulbeerweg 20
69120 Heidelberg
Dr. Peter Bocionek
Hohenheimer Str. 7
71686 Remseck a. N.

Publication History

Publication Date:
07 February 2014 (online)

 

Zusammenfassung

Der Arnold-Rikli-Preis für photobiologische Forschung wird von der „Light Symposium Foundation“ seit 1989 ausgebracht und gefördert. Hervorragende Forscher auf dem Gebiet der biopositiven und bionegativen Effekte optischer Strahlung werden damit geehrt. Im Zeitraum von 1989 – 2001 wurden 7 Preise vergeben; jeweils anlässlich eines speziell ausgerichteten Symposiums über „Biologic Effects of Light“. Eine rhythmische Tradition wurde gefunden im Wechsel mit der Region Basel in der Schweiz und Atlanta in Georgia USA, zuletzt 2001 in Boston.

Seit 2006 wurden weitere 8 Preise an hervorragende Forscher vergeben, jetzt anlässlich auserlesener Symposia der Photobiologie mit speziellem Bezug zur Humanmedizin. Der Arnold-Rikli-Preis hat sich einen besonderen Namen erworben und ist hochgeschätzt im Rahmen der Photobiologie. Glücklicherweise wurde die Entscheidung getroffen, diesen zu stärken und auf dem erfolgreichen Weg fortzuführen.


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Abstract

The Arnold Rikli Award for photobiologic research is sponsored by the “Light Symposium Foundation” since 1989. Outstanding researchers in the field of biopositive and bionegative effects of optical radiation are awarded, 7 times from 1989 – 2001 together with a special symposium on “Biologic Effects of Light”. A rhythmic biennial tradition was found, alternating between the Basel region in Switzerland and Atlanta in Georgia USA, and lastly 2001 in Boston. Since 2006 another 7 awards are contributed to excellent researchers at the occasion of selected symposia in the wide field of photobiology in relation to humans. The Arnold Rikli Award is highly estimated in its special research field and decision is made for its continuation, to pursue its prominent way of success.


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Einleitung

Der Arnold-Rikli-Preis wurde vor 25 Jahren erstmals ausgebracht. Er hat sich als äußerst wertvoll und bedeutungsreich erwiesen und ist bis heute schon 14-mal verliehen worden. Von der Lampenindustrie gesponsert, will er, so die regelmäßigen internationalen Ausschreibungen, die Forschung zur biologischen Wirkung von optischen Strahlen aller Arten fördern, welche direkte Bedeutung für die Humanmedizin haben oder Richtlinien künftigen Forschens bieten. Eine unabhängige wissenschaftliche Jury aus international anerkannten Experten verschiedener Fachrichtungen legt die Maßstäbe fest und beurteilt die eingereichten Unterlagen. Die feierliche Verleihung erfolgt anlässlich einer thematisch zugewandten Tagung durch den Vorsitzenden der Jury und den Vertreter der Sponsoren. So gestaltet, entsprach die jeweilige Realisierung über die 25 Jahre der zugrunde liegenden Vision trefflich ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Arnold Rikli (1823 – 1906)

Der Preis wurde nach Arnold Rikli (1823 – 1906) benannt. Dieser wurde am 13. Oktober 1823 in Wangen an der Aare (Kanton Bern, Schweiz) als Sohn eines Rotfärbers geboren. Nach gediegener Schulausbildung und absolviertem Physikstudium gründete er in Seebach in Oberkärnten eine Rotfärberei nach väterlichem Vorbild. Nach einem Kuraufenthalt in Veldes in Oberkrain (heute Slowenien) beschloss er, in dieser klimatisch wertvollen Gegend eine Krankenanstalt zu gründen. Über 50 Jahre hinweg praktizierte und propagierte er hier erfolgreiche Naturheilkundeverfahren unter bevorzugter Nutzung der natürlichen Sonnenstrahlung [1]. Er hat die in Vergessenheit geratenen positiven Wirkungen des Sonnenlichtes wieder ins Bewusstsein der Ärzte gerückt und das zerrissene Band zur Photomedizin neu geknüpft. Der Nichtmediziner Rikli entwickelte dabei therapeutische Richtlinien und Anschauungen, die auch heute noch Gültigkeit haben und ihn als weitsichtigen, kreativen Kopf ausweisen. Der Leitspruch seines Wirkens [1] lautete:

„Wasser tut’s freilich
höher jedoch steht die Luft
und am höchsten das Licht“

Arnold Rikli starb am 30. April 1906 in St. Thomas bei Wolfsberg in Kärnten.

Zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Photobiologie und die Lichttherapie einen ungeahnten Aufschwung genommen [2]. Nicht zuletzt wurde dies angestoßen und weltweit bekannt gemacht durch die erfolgreiche Lichtbehandlung der Hauttuberkulose durch Nils Riedberg Finsen (1860 – 1904) aus Kopenhagen, der dafür 1903 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde.

Dieser Entwicklung wurde Rechnung getragen durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Lichtforschung [3] im Jahre 1927.  Darin wurde die lichttechnische Entwicklung verbunden mit der lichtbiologischen Forschung und der Medizin, besonders der Photodermatologie. Ein erster Höhepunkt dieser Entwicklung erfolgt durch die Einführung einer Vielzahl von Quecksilberdampf-Hochdrucklampen in die Behandlung von Hautkrankheiten und in die Lichtprävention des Vitamin-D-Mangels (Rachitis).

Ein weiterer Höhepunkt wird ab 1970 in Wien und Boston angestoßen durch die PUVA-Behandlung der Psoriasis, anderer entzündlicher Hautkrankheiten und der malignen Lymphome der Haut. Die Photodermatologie wurde weltweit revolutioniert. Lichtquellen unterschiedlicher Strahlungsbereiche, Wirkspektren der gesunden und erkrankten Haut und die daraus sich entwickelnden Therapieverfahren zeichnen den erfolgreichen Weg. Daraus erwuchs Mitte der 1980er-Jahre die Vision, einen Förderpreis zur Verstärkung der Forschung über die biopositive und bionegative Lichtwirkung zu schaffen. Grundlagenforschung und deren rasche Umsetzung in Prävention und Behandlung des Menschen sollten gefördert und beschleunigt werden und dem Preis sollte eine hohe Wertschätzung zukommen, sodass die Preisträger effektiv geehrt und besonders sichtbar gemacht werden. Forscher aus vielen Bereichen haben unter Führung von Herrn Friedrich Wolff aus Riehen bei Basel aus der Vision den Arnold-Rikli-Preis geschaffen. Er wurde mit 25 000 sfr dotiert und soll anlässlich einer internationalen Fachtagung feierlich überreicht werden. Als „Light-Symposium“ wurde ein solches internationales, photobiologisches Forum extra und neu geschaffen. Diese Symposien fanden in den Jahren 1989 – 2001 6-mal, abwechselnd in der Region Basel (CH) und in Altanta (Georgia, USA) sowie 2001 in Boston (USA), statt, mit jeweils zahlreichen aktiven Forschern und weit über hundert weiteren Interessenten; und sie erstreckten sich über 3 – 4 Tage. Die Ergebnisse der Symposien wurden in Buchform in englischer Sprache publiziert, jeweils im Folgejahr [4] [5] [6] [7] [8] [9]. Ermöglicht wurde dies alles, Preise und Symposien, durch die großzügige Förderung der „Light Symposium Foundation Inc.“ ([Tab. 1]).

Tab. 1

Arnold-Rikli-Preisträger.

1989

M. F. Holick (Boston, USA),
Vitamin D Photosynthesis
Unterstützungspreise: E. Lembke (Kartzow, Deutschland) und P. Lehmann (Düsseldorf, Deutschland)

1990

J. Krutmann (Freiburg, Deutschland),
Photoimmunology

1991

H. Meffert und H.-P. Scherf (Berlin, Deutschland),
Systemische Photoeffekte

1992

A. Falkenbach (Frankfurt/Main, Deutschland),
UV-Exposition zur Gesunderhaltung

1995

D. E. Brash (Yale, USA),
p53 und photocarcinogenesis

1998

C. F. Garland, F. C. Garland und E. G. Gorham (San Diego, USA),
UV light and vitamin D in human health, epidemiological exploration
Special Award: S. S. Campbell, Extraocular circadian Phototransduction in Humans

2001

R. Krause (Berlin, Deutschland),
The role of UV light in cardovascular risk

2006

J. Reichrath (Homburg/Saar, Deutschland),
Balance between risks of vitamin D deficiency and skin cancer

2007

T. Maisch, (Regensburg, Deutschland),
The role of singlet oxygen and oxygen concentration in photodynamic inactivation of bacteria

2008

C. Jantschitsch (Kiel, Deutschland),
Infrared radiation confers resistance to UV-induced apoptosis

2009

J. C. van der Leun (Utrecht, Niederlande),
Climate change and skin cancer

2010

J. Schauber (München, Deutschland),
Regulation der angeborenen Immunabwehr der menschlichen Haut durch UV-Phototherapie über die Aktivierung des Vitamin-D3-Metabolismus

2011

C. Suschek (Düsseldorf, Deutschland),
Whole Body UVA Irradiation Lowers Systemic Blood Pressure by Release of Nitric Oxide From Intracutaneous Photolabile Nitric Oxide Derivates

2012

S. Emmert (Göttingen, Deutschland),
DNS-Reparatur, Photokarzinogenese und neue phototherapeutische Ansätze


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Liste der Arnold-Rikli-Preisträger

Schon das erste Symposium in Riehen hatte einen Schwerpunkt in der PUVA-Therapie und deren Anwendungsmöglichkeiten. Zeitlich fiel das Symposium zusammen mit der Festlegung von physikalischen Wertungen und Empfehlungen derselben durch die Aufsichtsbehörden in der BRD und der Schweiz. Die Pressekonferenz am Abschlussnachmittag wurde von Journalisten überlaufen und von Interessierten fast gestürmt. Sie dauerte über 5 Stunden und wurde, dank der Meisterschaft von Prof. Dr. med. Fred. Urbach, dem Spezialisten aus Philadelphia, sowie der Meisterschaft der Organisatoren, die ausreichend Speis und Trank beisteuerten, ein durchschlagender Erfolg. Die Tagespresse berichtet darüber ausführlich, vielfältig und mehrfach.

Wiederholte Schwerpunkte der Symposien und die Preisvergabe an Prof. Dr. med. Michael F. Holick aus Boston erlaubten es, die vielfältigen Wirkungen des „Antirachitis-Hormons“ Vitamin-D3 und die schwerwiegenden Folgen dessen Mangels den Dermatologen und den Endokrinologen aufzuzeigen und neue Therapiewege zu erschließen. Diese Debatte um sinnvolle präventive UV-Bestrahlung gesunder Haut zur Vermeidung eines latenten Vitamin-D3-Defizites versus der rigorosen Enthaltung vor Sonne und Kunstlicht wegen Krebsgefahr eskalierte dann 2004 anhand eines Buches von M. Holick [10] und führte zu einer weltweiten, lang dauernden und erbittert geführten Kontroverse [11].

Experimentelle Hautkrebsforschung und groß angelegte epidemiologische Studien über den Zusammenhang vom Vitamin-D3-Gehalt und dem Hautkrebsrisiko waren Schwerpunkte, und auch die Photoimmunologie – zumindest in Grundzügen. Mehrfach werden Arbeiten mit dem Preis bedacht, die sich um die systemische Wirkung von Sonnenlicht, oder äquivalenter Lichtquellen, auf Herzkreislauf, Blutdruck, Stimmungslage sowie auf die allgemeine Befindlichkeit bemühten.

Anschließend an das Symposium 2001 trat eine Änderung ein. Die Förderung ging über auf die Jörg-Wolff-Stiftung in Stuttgart und wurde auf die Weiterführung des Arnold-Rikli-Preises (jetzt 10 000 € ) konzentriert. Die Symposien entfallen und die Preisverleihung wird anderen, fachlich passenden Tagungen angegliedert. Aus den qualitativ und quantitativ recht unterschiedlichen Bewerbungen mag man ein gewisses Schwinden von Prestige und Anreiz des Preises ablesen. Um dem entgegenzuwirken, hat sich die feste Verbindung der Preisvergabe mit dem Symposium „Licht und Gesundheit“ der Technischen Universität Berlin bewährt, wo dem Preis und dessen Vergabe ein würdiger Platz zuerkannt wird. Die kräftige Forschung im lichttechnischen Bereich rechtfertigt dies zudem. Der Arnold-Rikli-Preis besteht seit 25 Jahren und er wird weiter leben und prosperieren dank der Bemühungen um Konstanz, breite Ausschreibung und strahlkräftige Verleihungen im Rahmen eines Fachsymposiums, welches viele Forscher der Photobiologie und Lichttherapie zu versammeln vermag. Dies ist auf gutem Weg. Großer Dank geht an die künftigen Organisatoren und besonders an die treuen Förderer für die vergangenen 25 Jahre aktive und innovative Forschungsförderung im Bereich Photobiologie mit all ihren Facetten und für die dynamische Fortentwicklung von Preis und Unterstützung.

Gratulation und Anerkennung gilt dem Geschaffenen und beste Wünsche begleiten die Weiterentwicklung!


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Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Rikli A. Prospekt der Naturheilanstalt „Wallnerbrunn“ bei Veldes in Oberkrain. Laibach: Kleinmayr & Bamberg; 1893
  • 2 Jung EG. Lichtbiologie und Lichttherapie im deutschsprachigen Raum; Ursprünge und Entwicklungen. Akt Dermatol 1997; 23: 15-18
  • 3 Jung EG. 75 Jahre Deutsche Gesellschaft für Lichtforschung. Akt Dermatol 2003; 29: 252-260
  • 4 Schmid-Keiner N, Merke J, Wolff F, Jung EG. First International Arnold Rikli-Symposium: Biopositive Effects of the Optical Radiation on Man. TW Taschenbuch Dermatologie. Karlsruhe: G. Braun Verlag Zeitschriften, Medizinische Bücher; 1990
  • 5 Holick MF, Kligman AM. Biologic Effets of Light. Proceedings of a Symposium, Atlanta, Georgia, USA, October 13 – 15, 1991. New York: Walter de Gruyter; 1992
  • 6 Jung EG, Holick MF. Biologic Effects of Light 1993. Proceedings of a Symposium, Basel, Switzerland, June 3 – 5, 1993. Berlin: Walter de Gruyter; 1994
  • 7 Holick MF, Jung EG. Biologic Effects of Light 1995. Proceedings of a Symposium, Atlanta, Georgia, USA, October 9 – 11, 1995. New York: Walter de Gruyter; 1996
  • 8 Holick MF, Jung EG. Biologic Effects of Light 1998. Proceedings of a Symposium, Basel, Switzerland, November 1 – 3, 1998. Boston: Kluwer Academic Publishers; 1999
  • 9 Holick MF. Biologic Effects of Light 2001. Proceedings of a Symposium, Boston, Massachusetts, June 16 – 18, 2001. Boston: Kluwer Academic Publishers; 2002
  • 10 Holick MF, Jenkins M. Schützendes Sonnenlicht. Die heilsamen Kräfte der Sonne. Stuttgart: Karl F. Haug; 2005
  • 11 Jung EG. Die vertrackte Photodermatologie. Akt Dermatol 2005; 31: 351-353

Korrespondenzadressen

Prof. Dr. med. Ernst G. Jung
Maulbeerweg 20
69120 Heidelberg
Dr. Peter Bocionek
Hohenheimer Str. 7
71686 Remseck a. N.

  • Literatur

  • 1 Rikli A. Prospekt der Naturheilanstalt „Wallnerbrunn“ bei Veldes in Oberkrain. Laibach: Kleinmayr & Bamberg; 1893
  • 2 Jung EG. Lichtbiologie und Lichttherapie im deutschsprachigen Raum; Ursprünge und Entwicklungen. Akt Dermatol 1997; 23: 15-18
  • 3 Jung EG. 75 Jahre Deutsche Gesellschaft für Lichtforschung. Akt Dermatol 2003; 29: 252-260
  • 4 Schmid-Keiner N, Merke J, Wolff F, Jung EG. First International Arnold Rikli-Symposium: Biopositive Effects of the Optical Radiation on Man. TW Taschenbuch Dermatologie. Karlsruhe: G. Braun Verlag Zeitschriften, Medizinische Bücher; 1990
  • 5 Holick MF, Kligman AM. Biologic Effets of Light. Proceedings of a Symposium, Atlanta, Georgia, USA, October 13 – 15, 1991. New York: Walter de Gruyter; 1992
  • 6 Jung EG, Holick MF. Biologic Effects of Light 1993. Proceedings of a Symposium, Basel, Switzerland, June 3 – 5, 1993. Berlin: Walter de Gruyter; 1994
  • 7 Holick MF, Jung EG. Biologic Effects of Light 1995. Proceedings of a Symposium, Atlanta, Georgia, USA, October 9 – 11, 1995. New York: Walter de Gruyter; 1996
  • 8 Holick MF, Jung EG. Biologic Effects of Light 1998. Proceedings of a Symposium, Basel, Switzerland, November 1 – 3, 1998. Boston: Kluwer Academic Publishers; 1999
  • 9 Holick MF. Biologic Effects of Light 2001. Proceedings of a Symposium, Boston, Massachusetts, June 16 – 18, 2001. Boston: Kluwer Academic Publishers; 2002
  • 10 Holick MF, Jenkins M. Schützendes Sonnenlicht. Die heilsamen Kräfte der Sonne. Stuttgart: Karl F. Haug; 2005
  • 11 Jung EG. Die vertrackte Photodermatologie. Akt Dermatol 2005; 31: 351-353

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Abb. 1 Arnold Rikli (1823 – 1906)