Der Nuklearmediziner 2013; 36(04): 202-203
DOI: 10.1055/s-0033-1358754
35 Jahre „Der Nuklearmediziner“
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

35 Jahre „Der Nuklearmediziner“

35 Years „Der Nuklearmediziner“
D. W. Nitz
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Publication Date:
09 January 2014 (online)

Professor Dr. med. Peter P. Pfannenstiel ist am 4. März 2013 mit 79 Jahren verstorben.

Mit Peter Pfannenstiel habe ich einen langjährigen Weggefährten in der Nuklearmedizin verloren. Sein Tod hat mich an die Entwicklung der Nuklearmedizin erinnert und auch, dass ich der letzte verbliebene Gründer der Zeitschrift „Der Nuklearmediziner“ bin.

Als neues Gebiet – damals noch als Isotopendiagnostik bezeichnet – nahm die Nuklearmedizin seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine rasante Entwicklung, war aber gleichwohl personell und in der Ausstattung ein Stiefkind in Universitätskliniken und großen Krankenhäusern, da zumeist anderen Fachgebieten zugeordnet. Nuklearmedizinische Untersuchungen wurden aber auch in Praxen von fachkundigen Internisten und Radiologen aufgenommen. Hier wurde die Entwicklung einerseits durch eine ver­altete Gebührenordnung, andererseits durch Einschränkungen bei der Verwendung radioaktiver Isotope behindert.

Deshalb wurde anlässlich der Tagung der Gesellschaft für Nuklearmedizin in Zürich 1969 der Verband selbstständiger Nuklearmediziner gegründet, der sich aber erst um die Anerkennung als Vertretung der nuklearmedizinisch fachkundigen Ärzte gegenüber den Kassenärztlichen Vereinigungen, Ärztekammern, Ministerien und anderen Institutionen bemühen musste.

Darauf kam es zu einer ständigen Mitarbeit bei wichtigen gesetzlichen Maßnahmen für die Nuklearmedizin wie z. B. den Novellierungen der Strahlenschutzverordnungen, insbesondere den Richtlinien Nuklearmedizin durch die Bundesregierung, Großgeräteverordnung, Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung für die Nuklearmedizin und gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Nuklearmedizin zur Anerkennung der Nuklearmedizin als eigenes Fachgebiet 1976.

Konsequenterweise werden seitdem die beruflichen Belange der Nuklearmediziner in Klinik und Praxis durch den Berufsverband deutscher Nuklearmediziner als Nachfolgeorganisation des 1969 gegründeten Verbandes vertreten.

Zusammen mit Peter Pfannenstiel, dem damaligen Leiter des Bereichs Nuklearmedizin der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden, gelang sukzessive über mehrere Novellierungen der Arzneimittelverordnung die Zulassung aller erforderlichen Radionuklide für Kliniken und Praxen zu erreichen.

Verhandlungen zur Gebührenordnung wurden zuerst zusammen mit anderen Fachgebieten, später gemeinsam mit Peter Pfannenstiel geführt, die 1986 in einen modernen Abschnitt für die Nuklearmedizin in der Gebührenordnung mündete.

Frühzeitig wurde die Notwendigkeit von eigenen Fortbildungstagungen erkannt, die eine andere Thematik haben mussten als die wissenschaftlichen Tagungen der Gesellschaft für Nuklearmedizin, da der schnelle Fortschritt der Nuklearmedizin in Diagnostik und Therapie, aber auch in Technik und Radiopharmazie eine praxisnahe Umsetzung benötigte.

Seit 1971 wurden diese Tagungen in München, nach der Wende im Wechsel mit Berlin durchgeführt. Diese Fortbildungstagungen wurden und werden sehr gut besucht und finden große Zustimmung.

Dadurch entstand bei mir die Idee der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift zur Fortbildung in der Nuklearmedizin. Sie sollte in einzelnen Heften jeweils ein Thema ausführlich abhandeln und mit den Tagungen einen Beitrag zur Qualität in der Nuklearmedizin leisten.

Peter Pfannenstiel sagte spontan seine Mitarbeit zu. Es folgten als weitere Gründungsmitglieder und Herausgeber Hans Werner Pabst und Wilhelm Börner. So konnte zum 3. Quartal 1978 das erste Heft der neuen Zeitschrift „Der Nuklearmediziner“ erscheinen.

Die Zeitschrift berichtet anwendungsorientiert über den Stand der Wissenschaft, aber auch über neue Erkenntnisse der Forschung, soweit diese für Praxis und Klinik von Bedeutung sind.

Die Nuklearmedizin ist wohl auch das medizinische Fach mit der schnellsten Entwicklung. Diese lässt sich über die Jahre in der Zeitschrift ablesen. Viele Untersuchungen, die vor 35 Jahren Routine waren, finden heute keine Anwendung mehr. Zu einer Zeit, als die Nuklearmedizin überwiegend statische Verfahren durchführte, kam sie in Konkurrenz mit anderen, neuen bildgebenden morphologischen Untersuchungen, der Computertomografie und dem Ultraschall.

Neue apparative Techniken und Radiopharmazeutika ermöglichten eine Funktionsdiagnostik, die zur Domäne der modernen Nuklearmedizin wurde. Morphologie und Funktionsdiagnostik bzw. „molekulare Bildgebung“ lassen sich jetzt vereinen durch die sog. Hybridtechnik, einer Kombination von Computertomografie bzw. MRT mit PET. „Der Nuklearmediziner“ fand dank kompetenter Autoren immer große Anerkennung und hat sich als die Zeitschrift für Weiterbildung und Fortbildung in der Nuklearmedizin etabliert.

35 Jahrgänge „Der Nuklearmediziner“ – darauf können alle Beteiligten stolz sein.

Dankbar denke ich an die Unterstützung durch Peter Pfannenstiel bei meiner Tätigkeit als Vorsitzender des Berufsverbands deutscher Nuklearmediziner und als Schriftleiter der Zeitschrift „Der Nuklearmediziner“ zurück. Prof. Dr. Peter Pfannenstiel hat sich um die Nuklearmedizin verdient gemacht. Sein Andenken wird bewahrt werden.

Dagobert W. Nitz