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DOI: 10.1055/s-0033-1358489
Liebe Leserin, lieber Leser,
Publication History
Publication Date:
07 October 2013 (online)

viele epidemiologische und gesundheitsökonomische Studien haben in den letzten Jahren eindrucksvoll belegen können, dass chronische Schmerzen eine hohe Prävalenz aufweisen und mit beträchtlichen Implikationen für die Volkswirtschaft einhergehen. Es herrscht daher ein breiter Konsens, dass die Schmerzmedizin in Deutschland zukünftig vor großen Herausforderungen stehen wird.
Kernstück unseres modernen Schmerzverständnisses ist nach wie vor das biopsychosoziale Schmerzmodell. Entsprechend diesem Paradigma hat sich insbesondere die multimodale Behandlung chronischer Schmerzen als erfolgreiche Therapieform etabliert. Erstaunlich ist aber, dass eine fundamentale Diskrepanz zwischen dieser Annahme und der Versorgungsrealität in Deutschland existiert. des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK), dass der Einsatz der multimodalen Therapie aktuell stagniert. Es kommt aber zu einem fast exponentiellen Wachstum des Einsatzes von weniger gut belegten, aber besser vergüteten invasiven Therapieformen. Dies zeigt, dass finanzielle Fehlanreize die Behandlungssituation von chronischen Schmerzpatienten substanziell.
Aber auch die Ausbildung von zukünftigen Ärzten zum Thema Schmerz ist sicherlich weiter verbesserungswürdig. Ein richtiger Schritt in diese Richtung war die Implementierung des Querschnittsfachs Schmerzmedizin (Q14) an deutschen Universitäten.
Um hier in Zukunft nicht nur auf die Daten von Kostenträgern angewiesen zu sein, ist eine unabhängige Versorgungsforschung unerlässlich. Als typisches Querschnittsfach findet die Hauptversorgung von Schmerzpatienten nicht universitär, sondern außeruniversitär statt. Dieser Sektor muss bei allen Überlegungen integral beteiligt werden. Andere Querschnittsfächer wie z. B. die Geriatrie zeigen, wie gerade im außeruniversitären Bereich qualitativ hochwertige und multiprofessionelle Behandlungsstrategien verbunden mit einer exzellenten Versorgungsforschung möglich sind. Auch hier hat die Schmerzmedizin in Deutschland sicher Verbesserungspotenzial.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre!
Wolfgang Koppert, Christian Maihöfner & Michael Pfingsten