Sprache · Stimme · Gehör 2014; 38(01): 30-34
DOI: 10.1055/s-0033-1358460
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von lexikalischer Therapie auf die Hirnreorganisation bei Aphasie. Was kann die rechte Hirnhälfte beitragen?[*]

The Impact of Lexical Therapy on Brain Reorganisation in Aphasia. What can the Right Hemisphere Contribute?
S. Abel
1   Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen (Leiter: Prof. Dr. Klaus Willmes)
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Publication Date:
28 October 2013 (online)

Zusammenfassung

Frühere Studien zur Hirnreorganisation bei Aphasie – einschließlich Studien zum Einfluss von lexikalischer Therapie – haben gezeigt, dass beide Hirnhälften einen Beitrag zur aphasischen Rückbildung leisten. Jedoch ist Sprache üblicherweise in der linken Hirnhälfte verortet – was Fragen zur Rolle der rechten Hirnhälfte bei intakter Sprachverarbeitung und aphasischer Rückbildung aufwirft. Im vorliegenden Überblick werden die Aufgabenverteilung zwischen beiden Hirnhälften sowie die kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten der rechten Hirnhälfte betrachtet. Tatsächlich kann die rechte Hirnhälfte den linkshemisphärischen Verlust nur teilweise kompensieren, da ihre linguistischen Kompetenzen begrenzt sind. Jedoch können ihre Spezialisierung auf Satz, Text und Kontext sowie ihre kognitiven Ressourcen zumindest die intakte Sprachverarbeitung unterstützen. Es bleibt ungeklärt, inwieweit die rechte Hirnhälfte linguistisches Wissen erwerben und Verarbeitungsstrategien beisteuern kann, um nach linkshemisphärischer Schädigung die Sprachleistung zu verbessern.

Abstract

Previous studies on brain reorganisation in aphasia, including studies on the influence of lexical therapy, revealed that both the left and the right brain hemispheres contribute to recovery in aphasia. However, language is usually lateralised to the left hemisphere, raising questions about the role of the right hemisphere in intact language processing and aphasia recovery. The present overview informs about the division of labour between both hemispheres and the communicative-linguistic abilities of the right hemisphere. As a conclusion, the right hemisphere can only partly compensate for left hemisphere loss due to its restricted linguistic capabilities. However, its specialisation in sentence, text and context processing as well as its cognitive resources can at least assist intact language processing. It remains unresolved to what extent the right hemisphere can acquire linguistic knowledge and contribute processing strategies after left hemisphere damage to improve language performance.

* Teile der vorliegenden Arbeit entstammen einem Vortrag beim 78. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS e.V.) in Magdeburg im März 2013 und dem Habilitationsvortrag „Der rechtshemisphärische Beitrag zur Sprachverarbeitung“ an der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen im Jahr 2012.


Ergänzendes Material