Notfallmedizin up2date 2015; 10(03): 257-268
DOI: 10.1055/s-0033-1358192
Spezielle Notfallmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurologische Basisdiagnostik im Rettungsdienst

Carsten Hobohm
,
Dominik Michalski
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Publication Date:
11 November 2015 (online)

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Kernaussagen

10–12 % der Einsätze im Rettungsdienst entstehen im Zusammenhang mit neurologischen Notfällen; die Tendenz ist steigend.

Die Prüfung und Sicherung der Vitalfunktionen hat wie bei allen anderen Patienten oberste Priorität.

Eine rasche präklinische Diagnosefindung bei neurologischen Notfällen ist Voraussetzung für die unverzügliche Einleitung therapeutischer Maßnahmen, die zeitabhängig die Letalität reduzieren und auch das funktionelle Outcome verbessern können.


Diagnostik

  • Anamnese (ggf. Fremdanamnese)

  • allgemeine neurologische Untersuchung in kraniokaudaler Richtung

  • Leitsymptome: qualitative oder quantitative Bewusstseinsstörung, Schwindel, Kopfschmerz, Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Sprech- oder Sprachstörungen, Sehstörungen, Myoklonien

  • klinische Untersuchung:

    • Bewusstseinsstörungen – anhand der Glasgow-Coma-Scale oder der FOUR-Skala

    • Visus und Okulomotorik

    • Sensibilität des N. trigeminus

    • Mimik (N. facialis) – die (zentrale) faziale Parese ist eines der häufigsten klinischen Leitsymptome des Schlaganfalls

    • Gleichgewichtsfähigkeit/Schwindel

    • Sprach-/Sprechstörungen

    • Extremitätenmotorik – etwa durch Halteversuche

    • Extremitätensensibilität

    • Reflexstatus


Neurologische Untersuchung bewusstseinsgestörter Patienten

Diese ist eine besondere Herausforderung.

  • Klinische Untersuchung:

    • Laute und deutliche Ansprache

    • Prüfung meningitischer Zeichen

    • Setzen eines taktilen Reizes – grobe Quantifizierung der Bewusstseinsstörung und typischer, z. B. asymmetrischer, motorischer Reaktionen (etwa Hemiparesen)

    • Beurteilung der Pupillomotorik (Symmetrie, Lichtreagibilität, Pupillenweite)

    • Beurteilung des Korneal- und ggf. des Würgereflexes

  • hilfreiche Scores im Rettungsdienst:

    • NIHSS (National Institute of Health StrokeScale)

    • RACE-Skala (Rapid Arterial Occlusion Evaluation Scale)

    • FAST (Face Arm Speech Test) – im Rettungsdienst deutlich praktikabler als die beiden Erstgenannten