Zahnmedizin up2date 2014; 8(3): 275-293
DOI: 10.1055/s-0033-1357913
Kieferorthopädie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wechselbeziehungen zwischen Kieferorthopädie und Parodontologie

Christoph Reichert
,
Andreas Jäger
,
Martin Hagner
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 May 2014 (online)

Preview

Einleitung

Die zahnmedizinischen Fachdisziplinen Kieferorthopädie und Parodontologie besitzen eine Reihe inhaltlicher Berührungspunkte. Da die Zahnheilkunde wie jede medizinische Fachdisziplin einer stetigen Entwicklung unterliegt, müssen neue Therapieformen kontinuierlich erprobt, bewertet und gegebenenfalls in die Behandlung implementiert oder verworfen werden. Daher ist es für ein interdisziplinäres Team von besonderer Wichtigkeit, einen Austausch über Innovationen des jeweiligen Faches zu halten und aus diesen Synergien zu entwickeln.

Bedenkt man moderne Techniken wie die gesteuerte Geweberegeneration in der Parodontologie oder den Einsatz von kieferorthopädischen Verankerungsimplantaten, stellt sich für jeden fachübergreifend tätigen Kollegen die Frage, bei welcher Indikation, zu welchem Zeitpunkt oder auch in welchem Umfang eine Maßnahme indiziert oder kontraindiziert ist.

Da die meisten parodontal erkrankten Patienten neben einem reduzierten Attachment eine nicht unerhebliche Malokklusion in Kombination mit einem abgeschlossenen Wachstum aufweisen, beinhaltet die kieferorthopädische Planung und Behandlung vielfach auch präimplantologische und präprothetische Maßnahmen (Abb. [1]  a–e).

Zoom
Abb. 1 Die Abbildungen sind exemplarisch für die Komplexität der in der Folge besprochenen Patientenbeispiele.

Zwar ist die kieferorthopädische Behandlung erwachsener Patienten mittlerweile klinische Routine, jedoch sind wissenschaftlich bewährte Konzepte zur Therapie parodontal erkrankter Patienten rar. Doch nicht nur die wissenschaftliche Absicherung der Therapie von Patienten mit parodontaler Grunderkrankung ist für beide Fachdisziplinen von großem Interesse, sondern auch Informationen über die möglichen Auswirkungen einer kieferorthopädischen Zahnbewegung auf die Gesundheit parodontaler Gewebe.

In Anbetracht dieser Unsicherheiten stellt sich regelmäßig die Frage nach aktuellen, evidenzbasierten Konzepten für die interdisziplinäre Behandlung. Der folgende Übersichtsbeitrag widmet sich den Wechselbeziehungen zwischen Kieferorthopädie und Parodontologie. Es soll der aktuelle Wissensstand abgebildet und eine Hilfe gegeben werden, die Prognose der Behandlung abzusichern und das Risiko klinischer Misserfolge zu minimieren.