Der Klinikarzt 2013; 42(8): 324
DOI: 10.1055/s-0033-1356891
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Neue Wege in der Hämatologie

Rainer Haas
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Publication Date:
02 September 2013 (online)

Die Diagnostik und Therapie hämatologischer Erkrankungen befindet sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Entwicklung moderner Medikamente in einem stetigen Wandel. In unserem Schwerpunktheft „Aktuelle Hämatologie“ möchten wir Ihnen die aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie häufiger hämatologischer Erkrankungen näher bringen.

Betrachtet man die myeloproliferativen Neoplasien, so hat die Entdeckung der Punktmutation im JAK2-Gen und des PDGFRA-Fusionsproteins zu molekular zielgerichteten Therapieformen geführt. Damit stellen die myeloproliferativen Erkrankungen eine Modellerkrankung für den Erfolg der individualisierten Medizin dar. Ähnliche Therapiekonzepte finden sich mittlerweile bei der Therapie der akuten myeloischen Leukämie. Durch die Entdeckung verschiedener Fusionsgene und Mutationen eröffnen sich Wege zu einer Genotyp-adaptierten Therapie. Die chronische lymphatische Leukämie stellt die häufigste hämatologische Neoplasie dar. Durch die Identifikation verschiedener Mutationen und deren prognostischer Relevanz ließen sich neue Therapiekonzepte entwickeln. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den myelodysplastischen Syndromen wider. Dabei ist durch die Entdeckung genetischer Veränderungen eine bessere prognostische Klassifikation möglich, insbesondere mit dem Ziel, solche Patienten zu identifizieren, die einer intensiven Therapie bedürfen gegenüber solchen, die einen günstigen Verlauf haben und bei denen Zuwarten gerechtfertigt ist. Für die Patienten, die eine Deletion auf dem Chromosom 5 aufweisen, ist seit Juni dieses Jahres auch in Europa Lenalidomid zugelassen, da sich vor allem bei diesen Patienten damit eine Verbesserung der Hämatopoiese bis hin zu kompletten Remissionen erzielen lässt. Dieses Medikament spielt auch bei dem Multiplen Myelom eine wichtige therapeutische Rolle. Neben den bereits geschilderten Therapien ist die supportive Therapie eine wichtige Säule. Ohne die Weiterentwicklung der antiemetischen Therapie wären viele dieser Behandlungen gar nicht, oder nur unter Inkaufnahme schwerer Nebenwirkungen möglich gewesen.

Mit den in diesem Schwerpunktheft zusammengestellten Beiträgen haben wir versucht, einen komprimierten Überblick zu schaffen, der zu einer vertiefenden Lektüre einzelner Aspekte anregen soll.